Basketball Bittere Erkenntnisse nach dem Debakel

Shenzhen · Für die deutschen Basketballer ist die WM in China noch nicht vorbei. Es geht um die Vor-Qualifikation für die Olympia-Quali.

 Die Basketball-Nationalspieler Johannes Thiemann, Danilo Barthel und Dennis Schröder (von links) sitzen beim „Meet & Greet“ mit deutschen Fans im Teamhotel und verarbeiten noch die Niederlage vom Vortag.

Die Basketball-Nationalspieler Johannes Thiemann, Danilo Barthel und Dennis Schröder (von links) sitzen beim „Meet & Greet“ mit deutschen Fans im Teamhotel und verarbeiten noch die Niederlage vom Vortag.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Es regnete in Shenzhen – wie so oft. Passend zur Stimmung im fürchterlich dunklen Raum Madrid 3 des Hotels Intercontinental, wo Dennis Schröder und die übrigen Nationalspieler ein „Meet & Greet“ mit einigen deutschen Fans abhalten durften. Ausgerechnet nach diesem so durch und durch deprimierenden Tag für den deutschen Basketball.

„Es ist enttäuschend, natürlich ist jeder daran Schuld“, sagte Schröder bei der Ursachenforschung für das viel zu frühe Scheitern in China. Mit reichlich Vorschusslorbeeren war die deutsche Mannschaft ins Turnier gegangen, mit großen Hoffnungen – schon nach zwei Spielen ist (fast) alles vorbei. Die Mission ging gründlich schief, der Spielmacher, der am Vortag noch wortlos von dannen geschlichen war, schob die Verantwortung nicht weg: „Ich nehme das in erster Linie auf mich, ich bin ja der Anführer der Mannschaft. Da habe ich gar kein Problem mit.“

In der Aufarbeitung der bisherigen Auftritte zeigte sich auch Danilo Barthel schonungslos. Dabei attestierte der Kapitän des FC Bayern der Mannschaft eine für Auftritte auf der Weltbühne fatale kollektive Einstellung. „Das Gefühl des hundertprozentigen Willens ist irgendwie nicht aufgekommen“, sagte Barthel.

Kein Sieg aus zwei Spielen, das hat noch keine deutsche Mannschaft bei einer WM „geschafft“. Statt in der zweiten Runde um den Viertelfinal-Einzug zu kämpfen, spielt das hochgelobte und zweifellos hochtalentierte Team nach den Pleiten gegen Frankreich (74:78) und die Dominikanische Republik (68:70) um die Plätze 17 bis 32. Eine kräftige Ohrfeige, doch das Turnier ist nicht vorbei. Es geht noch um was.

„Wir müssen auf jeden Fall einen Weg finden, damit wir alle noch einmal an einem Strang ziehen und jetzt wenigstens die Aufgabe erfolgreich lösen“, sagte Schröder. Die Aufgabe ist es, sich für die Olympia-Qualifikation zu qualifizieren. Vom Direktticket waren Schröder und seine Mitstreiter in China so weit weg, wie es nur geht.

Aber warum? Schröder, der eine katastrophale Wurfquote und nie wirklich Kontrolle über das Spiel hatte, hatte keine richtige Erklärung, aber einen Ansatz, der tief blicken lässt. „Die Teamchemie bei uns war gut. Es war immer positiv im Training, aber im Spiel war es ein bisschen anders. Da hat jeder mit sich selbst gekämpft. Die Gegner hatten mehr Energie“, stellte der NBA-Profi fest, schob aber nach: „Ich will nicht sagen, dass es daran gelegen hat. Das würde zu weit gehen.“

Für Bundestrainer Henrik Rödl war „eine Kombination von ganz vielen Dingen“ der Grund für den überraschenden Absturz. Er habe das Gefühl gehabt, „dass wir unter der Last nicht funktioniert haben“. Einer möglichen Trainerdiskussion sieht der 50-Jährige, dessen Vertrag als Bundestrainer erst nach der Heim-EM 2021 endet, gelassen entgegen: „Ich habe im Moment keinen Grund, mir darüber Sorgen zu machen. Ich werde versuchen, der Mannschaft zu helfen und die Chance auf Olympia offen zu halten.“ Auch Ingo Weiss, der Präsident des Deutschen Basketball-Bundes, wich das Thema direkt beseite: „Es wird keinen Wechsel geben. Henrik Rödl steht nicht zur Disposition.“

Auch für Schröder soll es in der Nationalmannschaft weitergehen, ein Rückzug ist kein Thema. „Dafür bin ich ein zu großer Kämpfer. Wir können viel erreichen. Aber da müssen natürlich auch alle mitziehen. Solange auch alle mitziehen, bin ich dabei, keine Frage.“

Schon an diesem Donnerstag kommt der erste Vertrauenstest. Gegen Jordanien (10.30 Uhr, live bei MagentaSport) muss der erste Sieg her, das Ergebnis geht wie alle vorherigen mit in die Platzierungsrunde. Nach dem Umzug nach Shanghai sind weitere Erfolge gegen Jordanien und den Senegal gefragt, sonst wird es eng. Für das Startrecht bei einem Qualifikationsturnier muss wohl mindestens Platz zwei in der neuen Vierergruppe her.

„Das sind Gegner, die wir alle schlagen können“, sagte Rödl. Die Mannschaft müsse „sich jetzt einfach zusammenreißen, damit sie eine Chance auf den nächsten Sommer hat. Olympia ist ja eine Riesensache – für alle.“

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