Der geheimnisvolle Mitbewohner

Saarbrücken. Markov, Mitte 30, hat sich aufs Land zurückgezogen und sitzt am Abschluss einer Doktorarbeit. Beim Pilzesuchen trifft er auf Teuermann, der sich als Vertreter für Sicherheitsanlagen ausgibt

Saarbrücken. Markov, Mitte 30, hat sich aufs Land zurückgezogen und sitzt am Abschluss einer Doktorarbeit. Beim Pilzesuchen trifft er auf Teuermann, der sich als Vertreter für Sicherheitsanlagen ausgibt. Kathrin Gerlof, die als Journalistin beim "Neuen Deutschland" und bei der "Jungen Welt" arbeitete und heute ein Medienbüro in Berlin leitet, hat in ihrem Romandebüt ein erzählerisches Zwei-Personen-Stück arrangiert, das um die Sujets Kommunikation und Fiktion kreist. Der Vertreter Teuermann darf bei Markov wohnen, wenn er ihm "sonderbare Geschichten" erzählt. Der Gast hat davon einiges zu bieten. Er berichtet vom Tod seiner Frau und seiner Geliebten. Die Ehefrau ist in der Badewanne ertrunken, die Geliebte hat sich das Leben genommen, und angeblich hat auch Teuermann einen Suizidversuch hinter sich. Wird Markov per Zufall Zeuge einer Lebensbeichte, oder hat ihm der Gast nur eine fiktive Geschichte erzählt?

Die 45-jährige Kathrin Gerlof erkundet in ihrem anspielungsreichen Erstling die Grenzen von Kommunikation und Fiktion. Zuhörer Markov, der sich Abwechslung von seiner öden wissenschaftlichen Arbeit gewünscht hat, wird immer stärker verunsichert. Auch der Leser läuft Gefahr, sich im meta-fiktionalen Erzähl-Labyrinth zu verirren. Ein ungeöffneter Brief bleibt zurück und das geheimnisvolle Bekenntnis, dass es, der "ideale Zeitpunkt" wäre, "um sich das Leben zu nehmen."

Trotz erzählerischer Längen ist die Autorin mit diesem faszinierend-rätselhaften Roman weit über das literarische Mittelmaß hinaus gesprungen. Ein vielversprechendes Debüt: unkonventionell und auf magische Weise geheimnisvoll.

Kathrin Gerlof: Teuermanns Schweigen. Aufbau, 181 Seiten,17,95 €

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