Spielzeug zeigt sich krisenfest

München. Willy Fischel reibt sich die Hände. "Kinder machen Konjunktur", jubelt der Geschäftsführer des Bundesverbands Spielwaren-Einzelhandel (BVS). Denn die Branche, die seit Jahren mangels Kindernachwuchs unter Druck steht, erwartet ein gutes Weihnachtsgeschäft

München. Willy Fischel reibt sich die Hände. "Kinder machen Konjunktur", jubelt der Geschäftsführer des Bundesverbands Spielwaren-Einzelhandel (BVS). Denn die Branche, die seit Jahren mangels Kindernachwuchs unter Druck steht, erwartet ein gutes Weihnachtsgeschäft. Schon bis Ende September haben die Verbraucher vier Prozent mehr klassische Spielwaren gekauft haben als im Jahr zuvor. So ein Plus habe es seit einem Jahrzehnt nicht mehr gegeben, betont auch Werner Lenzner von der auf Spielwaren spezialisierten Marktforschungsgruppe Eurotoys. Die Anbieter von Gesellschaftsspielen, Figuren, Lego & Co seien eindeutig ein Gewinner der Krise. Bemerkenswert ist das vor allem auch, weil Videospiele, der größte Konkurrent des klassischen Spielzeugs, 2009 bei 1,9 Milliarden Euro Umsatz stagnieren dürften. Für traditionelles Spielzeug dagegen rechnet der BVS bis Silvester mit einem rund dreiprozentigen Plus auf knapp 2,4 Milliarden Euro. In stürmischen Zeiten verbringen Deutsche wieder mehr Zeit mit Familie oder Freunden zuhause, versucht Fischel eine Erklärung für die Entwicklung.Lenzner nennt noch einen anderen Grund für die gute Branchenkonjunktur. Klassisches Spielzeug sei ein vergleichsweise günstiges Vergnügen. "Für weniger als 20 Euro können sie ihrem Kind eine Freude machen", sagt er. Videospiele nebst teurem Zubehör würden da viel eher der Krise geopfert. Noch ist das Rennen aber nicht gelaufen. Fast die Hälfte des Jahresumsatzes macht die Branche im Schlussquartal und fast ein Drittel konzentriert sich auf den Dezember. Und gerade in der Zeit vor Weihnachten verfällt die Branche traditionell in Rabattschlachten. "Die Preise für Spielwaren sind zu Weihnachten so niedrig wie sonst nie im Jahr", bestätigt Lenzner. 2009 werde es nicht anders sein. In Kinderzimmern gefragt sind aktuell bei Mädchen Tier- und Elfenfiguren. Jungs frönen eher den Sammelkarten. Allgemein kommen Baukästen und Gesellschaftsspiele gut an. Eltern bevorzugen Lernspielzeug. Im Schnitt dürfe jedes deutsche Kind zu Weihnachten mit Geschenken im Wert von 240 Euro rechnen, sagt Fischel. Wie es nächstes Jahr mit der Branche weitergeht, will er nicht abschätzen. Zu groß sei die Unsicherheit. Das sieht auch Lenzner so. Wichtig sei, was mit Karstadt passiert. Die Warenhauskette verkaufe viele Spielwaren. Der Quelle-Zusammenbruch hatte den Verkauf von Spielwaren über die Vertriebsschiene Versandhandel in Deutschland 2009 von drei auf zwei Prozent reduziert. Warenhäuser wie Karstadt stehen für 17 Prozent des Branchenumsatzes. Auch dürfte im kommenden Jahr die Fußball-WM die Nachfrage nach Spielwaren dämpfen. Dann sind eher Trikots gefragt.

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