Spiel ohne Grenzen

Saarbücken. Einzigartig sei das Projekt, aber auch anstrengend, faszinierend, aber auch mühsam

 Das Stück "Neffe Vetter Eiffelturm" hat das SST 2007 im Rahmen von "Total Theatre" und dem Kulturhauptstadtjahr gezeigt. Foto: Hickmann

Das Stück "Neffe Vetter Eiffelturm" hat das SST 2007 im Rahmen von "Total Theatre" und dem Kulturhauptstadtjahr gezeigt. Foto: Hickmann

Saarbücken. Einzigartig sei das Projekt, aber auch anstrengend, faszinierend, aber auch mühsam. So sehen es die, die "Total Theatre" vorantreiben, sich mit Bürokratie über Landesgrenzen hinweg herumschlagen und das Ergebnis gestern im Saarländischen Staatstheater vorgestellt haben - darunter SST-Intendantin Dagmar Schlingmann ("ein Pionierprojekt") und Kulturminister Ulrich Commerçon ("ein erster großer Schritt nach vielen Sonntagsreden"). Um die Vernetzung von sechs Theatern geht es, aus Frankreich, Luxemburg, Belgien und aus Deutschland - das Saarländische Staatstheater.

Eine gelegentliche Zusammenarbeit der Bühnen gibt es schon seit 2004, die im Wesentlichen daraus bestand, den Kollegen eigene Produktionen als Gastspiele zu kredenzen. Nun soll das anders und nachhaltiger werden: mehr Austausch, mehr Gemeinsamkeit, mehr Annäherung - und mehr Budget. Die Europäische Union fördert das Projekt 2013/2014 mit 2,1 Millionen Euro, der Gesamtumfang beträgt 4,8 Millionen, das Staatstheater erhält 869 000 Euro (wir berichteten).

Einer der zentralen Programmpunkte von "Total Theatre" ist die Nachwuchsförderung "Les Studios / Theaterstudio Großregion", die in diesem Jahr erstmals stattfindet: Junge Theaterkünstler mit Bezug zur Großregion (die Kriterien sind da recht frei) werden eingeladen, Ideen einzureichen - die ausgewählten werden am Theater entwickelt und in einer Aufführung gezeigt. Seit 2011 lädt der Schülerschreibwettbewerb "Les iroquois / Die Irokesen" junge Autoren ein, die ihre Texte mit Profischauspielern zu einer Aufführung entwickeln - zu sehen im April.

Das Staatstheater selbst ist für das Projekt "Transit" verantwortlich, eine zweisprachige Produktion, die mit allen Partnern gemeinsam entwickelt wird; zum Inhalt lässt sich noch nichts sagen, aber der Aufführungsort verspricht Ungewöhnliches - auf keiner klassischen Bühne ist das Ganze 2014 zu sehen, sondern auf den Wasserstraßen der Region. Ebenfalls 2014 soll ein Theatertreffen die besten Produktionen der Großregion auch in Saarbrücken zeigen, während die beiden belgischen Bühnen in Eupen und St. Vith vier Mal im Jahr Inszenierungen der Großregion bei sich zeigen wollen. Zudem schickt die Gastspieltournee "Connexions" jeweils zwei Produktionen eines Hauses auf die Bühnen der anderen Theater.

"Transit" zum Trotz: Für Schlingmann stehen weniger die Veranstaltungen im Mittelpunkt als die möglichen Veränderungen der unterschiedlichen Strukturen von Land zu Land. Wie schwierig die etwa die Verhandlungen über die Förderung machen, habe man bei dem EU-Antrag gesehen; an dem habe man drei Jahre lang gewerkelt. Die forcierte Zusammenarbeit bei "Total Theatre" könne generell viel verändern: Das Publikum könne über den Tellerrand schauen, zuhause anderes Theater sehen, was wiederum das Wahrnehmen der Großregion als Kulturraum stärke und damit auch die Bereitschaft mancher Theaterfreunde, Bühnen jenseits der Landesgrenze zu besuchen. Für die Künstler könne sich durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auch der Arbeitsmarkt erweitern. So gesehen, ist "Total Theatre" für Schlingmann mindestens so viel Kulturpolitik wie Kultur.

Auf einen Blick

An "Total Theatre" beteiligt sind das Saarländische Staatstheater, federführend das Théâtre National du Luxembourg , das französische "Nest - Centre Dramatique National de Thionville-Lorraine" sowie die drei belgischen Häuser Théâtre de la Place in Liège, Chudoscnik Sunergia Eupen und Agora Theater St. Vith. red

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