Spaniens Charme-Offensive für gute Wirtschaftsnoten

Madrid. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero kann erleichtert aufatmen. Spanien ist nicht Griechenland - das hat nun auch die "Financial Times" festgestellt

Madrid. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero kann erleichtert aufatmen. Spanien ist nicht Griechenland - das hat nun auch die "Financial Times" festgestellt. Die Wirtschaftszeitung, in der europäischen Finanzwelt als eine Art von "Bibel" angesehen, hatte Spanien zuletzt wiederholt in einem Atemzug mit dem Schuldendebakel Griechenlands genannt und gewarnt, auf der iberischen Halbinsel drohe ein viel größeres Drama. Der Vergleich mit Athen versetzte die Madrider Regierung in helle Aufregung. Zapatero musste um das Ansehen seines Landes auf den internationalen Finanzmärkten bangen. Dummerweise hatte der Regierungschef beim Wirtschaftsforum in Davos ausgerechnet neben seinem griechischen Amtskollegen Giorgios Papandreou sitzen müssen. Das Foto mit den zwei "Schuldensündern" war ein gefundenes Fressen für alle, die Spanien und Griechenland als Problemfälle der EU über einen Kamm scheren wollten. Spanien ließ jedoch den Vorwurf, durch seine hohe Neuverschuldung (11,4 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts im vorigen Jahr) die Stabilität des Euro zu gefährden, nicht auf sich sitzen. Die Regierung beschloss einen Sparplan, mit dem sie das Haushaltsdefizit bis 2013 auf die zulässige Höchstgrenze von drei Prozent drücken will. Und Elena Salgado, Ministerin für Wirtschaft und Finanzen, flog eigens nach London, um die Verantwortlichen der "Financial Times" von ihrem Plan zu überzeugen. Mit Erfolg. "Der Sparplan ist seriös", attestierte die Zeitung den Spaniern in einem Leitartikel. Es gebe "deutliche Unterschiede" zu Griechenland. "Wenn man eine Parallele ziehen kann", befand das Blatt, "dann eher zu Großbritannien. Dabei ist Spanien auf die Krise sogar besser vorbereitet als das Vereinigte Königreich. Madrid häufte in Zeiten des Booms Überschüsse an und hielt die Banken besser in Schuss." Der Kommentar war nicht die einzige gute Nachricht für die zuletzt arg gebeutelte Regierung Zapateros. Die Rating-Agenturen Moody's und Fitch bescheinigten Spanien allerbeste Kreditwürdigkeit. Sie folgten damit nicht der Einschätzung der Agentur Standard & Poor's, die das Land vor einem Jahr aus der Elitegruppe der Staaten mit bester Bonität herausgenommen und auf die zweitbeste Stufe gesetzt hatte.Zapatero gewann also in Europa neues Vertrauen, aber er muss nach spanischer Beobachter nun den Beweis antreten, dass er seinen Sparplan auch umzusetzen versteht. "Papier ist geduldig", schrieb das Madrider Wirtschaftsblatt "Expansión". Es gebe ernsthafte Zweifel, dass "die Regierung die Schere auch an sensible Posten wie Sozialhilfe oder Beamtengehälter ansetzen wird. Spanien ist das einzige größere EU-Mitglied, das die Rezession noch nicht überwunden hat. "Alle Aufmerksamkeit ist auf Griechenland gerichtet, weil es mit dem Rücken zur Wand steht, aber das Herz der Krise liegt in Spanien", betont denn auch der US-Ökonom Paul Krugman. Die Regierung in Madrid freilich spricht der Nobelpreisträger von jeder Schuld frei: "Das hohe Haushalts-Defizit ist nicht die Ursache der Krise, sondern deren Folge." Seit der Einführung des Euro habe Spanien nicht mehr die Möglichkeit, seine Exporte durch eine Währungs-Abwertung anzukurbeln. "Ich bin nicht dafür, den Euro rückgängig zu machen. Die Kosten wären zu hoch", meint Krugman. Europa bleibe daher nichts anderes übrig, als seine Steuersysteme und Arbeitsmärkte zu integrieren. Seine Internet-Analyse für die "New York Times" beendet der Wissenschaftler mit den Worten: "Oh je, was für ein Durcheinander."

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