Sozialethiker Hengsbach: Kleine Leute zahlen die Zeche für Krise

Homburg. Für Deutschlands derzeit wohl bekanntesten Sozialethiker, den Jesuiten Prof. Friedhelm Hengsbach (72), steht fest: "Die kleinen Leute werden für die Finanz- und Wirtschaftskrise die Zeche zahlen, wenn sie sich nicht wehren." Hengsbach sprach am Donnerstagabend bei einer Gastvorlesung in der Universitätsklinik Homburg über "Wirtschaft und Moral"

Homburg. Für Deutschlands derzeit wohl bekanntesten Sozialethiker, den Jesuiten Prof. Friedhelm Hengsbach (72), steht fest: "Die kleinen Leute werden für die Finanz- und Wirtschaftskrise die Zeche zahlen, wenn sie sich nicht wehren." Hengsbach sprach am Donnerstagabend bei einer Gastvorlesung in der Universitätsklinik Homburg über "Wirtschaft und Moral". Die, so meinte er, seien "keine feindlichen, aber getrennte Schwestern". Neben den Banken, großer Gier sowie dem Staat mit seiner Politik des billigen Geldes sieht der katholische Sozialethiker vor allem in der Schieflage der Einkommens- und Vermögensverteilung der Bürger eine Ursache der Krise. Die zehn bis 20 Prozent vermögendsten Haushalte seien kaum betroffen, während die Masse der Haushalte mit sinkenden Einkommen lebe und das Armutsrisiko seit den 1970er Jahren steige. Ohne spürbare Lohnerhöhungen wird sich nach Ansicht von Hengsbach die Binnennachfrage in Deutschland nicht stärken lassen. Haftungsbeschränkungen für AGs und GmbHs sollten hinterfragt werden und Manager bei Fehlentscheidungen stärker für ihr Tun haften müssen. Ein besseres Verhältnis von Wirtschaft und Moral könne aber nicht allein durch Appelle hergestellt werden, sondern bedürfe einer vernünftigen Kooperation von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Für die Zukunft befürchtet Hengsbach, wie er in der regen Diskussion sagte, "Preissteigerungen, wie wir sie lange nicht mehr kannten", aber weder Währungsreform noch Euro-Desaster. ulo

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