So soll es sein - und bleiben

Servus-TV hat nichts mit Toilettenpapier zu tun, sondern ist der wunderbare Fernsehsender zum Fitness-Getränk Red Bull. In diesem etwas ungelenk benannten Kanal, der gern auf Sendeplatz 217 oder so versteckt ist, wird kaum Reklame für Red Bull gemacht, sondern für das Österreichersein und -dasein in allen Lebensbereichen

Servus-TV hat nichts mit Toilettenpapier zu tun, sondern ist der wunderbare Fernsehsender zum Fitness-Getränk Red Bull. In diesem etwas ungelenk benannten Kanal, der gern auf Sendeplatz 217 oder so versteckt ist, wird kaum Reklame für Red Bull gemacht, sondern für das Österreichersein und -dasein in allen Lebensbereichen. So konnte man während der Salzburger Festspiele chirurgisch präzise Einblicke in die Gedankenwelten Hochkultureller nehmen und staunen, dass diese Leute, die bei Arte und "Titel Thesen, Temperamente" immer größenwahnsinnig gucken und wirr reden, in Wahrheit normal gestrickt und angenehme Leute sind. Servus-TV geht wohl an sie ran wie früher der Tierfilmer Heinz Sielmann an die Erdmännchen, langsam und ausdauernd aus sicherer Deckung, so dass man sie beim unbekümmerten Spielen beobachten kann. Passenderweise wurde auch der 80. Geburtstag des ersten Mondmannes Neil Armstrong mit einem Interview auf Servus-TV begangen. Dieser wortkarge Pionier der Raumfahrt und Menschheit, in ein österreichisches Flugzeugmuseum gelockt, hatte in den 41 Jahren nach seiner Rückkehr zur Erde noch nie einen Satz formuliert, der es in die Geschichtsbücher schaffte. Er redete nicht mit Journalisten und schrieb keine Memoiren. Neil Armstrong hat, wie Servus-TV noch einmal offenbarte, schlichtweg nichts zu sagen. Er führte 1969 als braver Nasa-Angestellter eine Mondlandung durch und basta. Keine Gefühle, keine Gedanken, keine Befindlichkeiten. Einerseits schade, dass ausgerechnet ein Mondmensch so simpel tickt (vielleicht hatte die Nasa ihn extra deshalb ausgesucht?), andererseits vorbildlich dezent in Zeiten, wo jeder zweite Jakobswegpilger ein Erlebnisbuch veröffentlicht. Der vielleicht klarste Satz des Sommers hätte ebenfalls auf Servus-TV gesprochen werden können, stammt aber aus einem schwärmerischen Hochsaison-Artikel der Gardaseezeitung: "In den Eisdielen wurde ein Eis nach dem anderen verkauft." So soll es sein und bleiben.

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