So soll die Rettung Spaniens funktionieren

Warum will Spanien jetzt offenbar seinen Widerstand gegen den Rettungsschirm aufgeben?Am Donnerstagabend hat die US-Ratingagentur Fitch die Bonität des Landes um drei Stufen gesenkt - von "A" auf "BBB". Damit wird das Land nur noch zwei Stufen über Ramsch-Niveau bewertet

Warum will Spanien jetzt offenbar seinen Widerstand gegen den Rettungsschirm aufgeben?Am Donnerstagabend hat die US-Ratingagentur Fitch die Bonität des Landes um drei Stufen gesenkt - von "A" auf "BBB". Damit wird das Land nur noch zwei Stufen über Ramsch-Niveau bewertet. Die Begründung: Um die Banken retten zu können, benötigt die Regierung enorme Summen - angeblich 100 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft ist das nicht zu schaffen.

Wie geht es nun weiter?

Madrid will wohl keine Hilfen zur Sanierung des Staates, sondern nur zur Rekapitalisierung der Banken erbitten. Diese Möglichkeit innerhalb des Rettungsfonds EFSF wurde im Herbst 2011 neu geschaffen. Der wichtigste Unterschied: Es gibt keine Troika, die der Regierung Auflagen macht und Reformen des Staates einfordert. Stattdessen übernimmt die EU-Kommission die Überwachung. Sie durchleuchtet das spanische Bankenwesen und wird Umbauten, Verschlankungen und Neuorganisationen fordern.

Es heißt aber doch, dass auch der Staat Hilfe bräuchte?

Da die Banken hoffnungslos überschuldet sind, gibt es keine Kredite für Betriebe mehr. Diese müssen daraufhin schließen und Leute entlassen. Die Arbeitslosigkeit liegt über 20 Prozent, bei den Jugendlichen in einigen Regionen sogar über 50 Prozent. Der Staat kann nicht einspringen, da er die auch die verschuldeten Regionen auffangen muss. Deshalb fürchten viele, dass der Antrag zur Rettung der Banken nur der Anfang ist. Irgendwann wird auch die Madrider Regierung quasi Konkurs anmelden müssen. Dann hilft nur noch der tiefe Griff in die Notkasse der Euro-Zone. .

Das Land pumpt also jetzt das Geld in seine Banken, das die anderen Euro-Partner beim EFSF hinterlegt haben?

Nein. Der EFSF in Luxemburg beschafft sich mit den Garantien der Mitgliedstaaten als Sicherheit Finanzmittel auf dem freien Kapitalmarkt. Da er auf Rückendeckung durch die Euro-Zone verweisen kann, bekommt er diese Darlehen zu marktüblichen Zinsen von derzeit gut zwei Prozent. Spanien musste vor zwei Tagen über sechs Prozent zahlen. Der EFSF beschafft also Geld und leiht es deutlich billiger an Madrid weiter.

Auch wenn Spanien das Geld nur für seine Banken braucht, fiele damit zum ersten Mal ein großes Euro-Land in den Rettungsschirm. Kann der das verkraften?

Der EFSF verfügt über 440 Milliarden Euro. Nach den Darlehen für Lissabon und Dublin - die Hilfe für Athen wird aus zwei Sonderfonds bezahlt - stehen noch etwa 250 Milliarden bereit. Sollte Madrid etwa 100 Milliarden brauchen, wäre das kein Problem. Danach aber wird es eng.

Welche Auswirkungen hat dieser Absturz Spaniens auf den Euro?

Gestern war die Gemeinschaftswährung jedenfalls nicht aus der Ruhe zu bringen. Das liegt auch daran, dass der Schritt Madrids längst erwartet wird. Trotzdem ist das Vorhaben riskant, weil niemand wirklich sagen kann, ob der befürchtete Flächenbrand nicht bereits ausgebrochen ist. Sollte Spanien beispielsweise Italien mitreißen, wäre dies eine dramatische Verschärfung der Situation.

Was bedeutet die Spanien-Hilfe für die deutschen Steuerzahler?

Zunächst einmal gar nichts. Erst wenn ein gestütztes Land zahlungsunfähig wird und seine Kredite nicht mehr bedienen kann, würden die Steuerzahler hierzulande zur Kassen gebeten.

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