So soll Athen heute gerettet werden

Brüssel. Griechenland retten, den Euro stabil halten, ein Übergreifen der Schuldenkrise auf Italien und Spanien verhindern, in Portugal und Irland keine neuen Begehrlichkeiten wecken - all das soll der Euro-Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der EU heute in Brüssel schaffen

Brüssel. Griechenland retten, den Euro stabil halten, ein Übergreifen der Schuldenkrise auf Italien und Spanien verhindern, in Portugal und Irland keine neuen Begehrlichkeiten wecken - all das soll der Euro-Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der EU heute in Brüssel schaffen. Folgende Lösungsvarianten werden diskutiert:Schulden zurückkaufen: Athen könnte von privaten Gläubigern seine Staatsanleihen zurückkaufen, zahlt dafür aber weniger, als die Papiere ursprünglich wert waren. Der Rest würde Griechenland erlassen. Das Geld dafür könnte der Rettungsschirm (EFSF) zur Verfügung stellen, der mit 440 Milliarden Euro der 17 Euro-Staaten bestückt ist. Unklar ist aber, zu welchen Bedingungen die Geldinstitute und Versicherungen die Papiere verkaufen würden. Sicher ist, dass die Ratingagenturen diesen Schritt als Kreditausfall werten. Die Europäische Zentralbank könnte dann wohl keine griechischen Papiere mehr als Sicherheit annehmen. Die Folgen: Griechische Banken würden reihenweise zahlungsunfähig. Die Euro-Zone müsste dann ein weiteres Rettungspaket für die griechischen Banken schnüren.

Laufzeitverlängerung: Wer bisher griechische Staatsanleihen hält, kann diese bei Fälligkeit gegen neue eintauschen, die niedrigere Zinsen bringen und eine längere Laufzeit haben. Für Athen wäre diese Form der Umschuldung eine große Entlastung, könnte aber ebenfalls von den Ratingagenturen als Zahlungsausfall eingestuft werden. Denkbar wäre, die Lösung zu erweitern. Dabei würden die privaten Geldgeber auf 30 Prozent ihrer Forderungen verzichten und den Rest in 30-jährige Anleihen umtauschen. Zwar müssten die Banken und Versicherungen damit auf ein Drittel ihrer Forderungen verzichten, hätten dafür aber Papiere mit guten Bonitätsnoten in den Händen.

Bankenabgabe: Fest steht, dass der Euro-Raum mehr Geld für ein zweites Rettungspaket braucht. Das könnte durch eine Bankenabgabe oder Finanztransaktionssteuer beschafft werden. Müssten alle an einer Transaktion Beteiligten nur einen Aufschlag von 0,01 Prozent des Wertes zahlen, erbrächte das EU-weit etwa 20 Milliarden Euro im Jahr. Der Rettungsschirm könnte so aufgestockt werden, ohne dass die Staatsetats oder der Steuerzahler in Anspruch genommen werden müssten.

Präventive Kredite: Der Internationale Währungsfonds gewährt schon heute Ländern, die ins Straucheln geraten sind, langfristige, flexible Kredite. Dieses Modell könnte die Euro-Zone übernehmen und den Rettungsschirm entsprechend beweglicher ausstatten. Die Probleme in Spanien und Italien wären so leicht lösbar, ohne dass die Gefahr besteht, dass die Regierungen dort zahlungsunfähig würden.

Euro-Bonds oder ein Ausstieg Griechenlands aus dem Euro stehen dagegen nicht mehr zur Debatte. In beiden Fällen würden die Mitgliedstaaten mehr geschädigt, als wenn sie sich zu einer Erhöhung ihrer Einlagen beim Rettungsschirm bereiterklären.

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