Kinder-Uni So sieht es in unserem Körper aus

(Saarbrücken) · Wie funktioniert eigentlich eine Zelle? Das erklärte Professor Robert Ernst bei der Kinderuni. Fast 700 Kinder kamen in den Hörsaal. Ein Rekord.

 Professor Robert Ernst erklärte seinen 700 Nachwuchsstudenten, was Körperzellen sind und wie sie funktionieren.

Professor Robert Ernst erklärte seinen 700 Nachwuchsstudenten, was Körperzellen sind und wie sie funktionieren.

Foto: Iris Maria Maurer

Während es draußen ein wenig schneit und kalt ist, spürt man davon im Audimax der Universität des Saarlandes nichts. Hier wird den Besuchern schon durch „körperliche Anstrengung“ warm.

Denn Robert Ernst sorgt für Bewegung bei seinen Nachwuchsstudenten. „Alle Kinder in der ersten Reihe stehen jetzt auf und setzen sich dann wieder“, fordert der Professor für Biologie von den Besuchern. „Wenn sich ein Kind setzt, steht das dahinter sitzende auf. Udn so weiter.“ Eine riesige Welle bewegt sich auf diese Art und Weise durch den größten Hörsaal der Universität, der dieses Mal mehr als gut gefüllt ist. Denn knapp 700 Kinder sind zum Jahresanfang zur Kinderuni erschienen und bekommen auf diesem Weg verdeutlicht, dass man durch ganz einfache Regeln komplizierte Bewegungen auslösen kann.

Doch wofür muss man das eigentlich wissen? Das Thema der ersten Vorlesung im neuen Jahr ist die lebendige Zelle, was zunächst die Frage aufwirft, was eine Zelle ist. Und was lebendige von anderen Zellen unterscheiden. „Zellen sind kleine abgeschlossene Räume.“ „Jedes Lebewesen hat Zellen.“ „Zellen sterben nach einigen Tagen oder Wochen ab und werden durch neue ersetzt.“ Dies sind nur ein paar der richtigen Antworten, die der Biologe bekommt. Robert Ernst erklärt, dass alle Zellen auf eine bestimmte Art und Weise durchlässig sind. Und was unterscheidet die lebendige Zelle nun beispielsweise von einer Telefonzelle? „Die Zellteilung“, erklärt Robert Ernst.

Zur Erklärung zeigt er ein kurzes Video, auf dem man die Teilung eines Hefepilzes unter dem Mikroskop beobachten kann. Zur besseren Sicht ist der Zellkern grün eingefärbt. „Im Zellkern sind alle Erbinformationen der Zellen“, erklärt der Biologe. Also der Bauplan, den die Zelle immer kopiert, wenn sie sich teilt, um sich zu vermehren.

Das Beobachten der Hefezellen wirft eine interessante Frage auf: „Wie lange würde es dauern, bis wir das ganze Saarland bevölkern, wenn alle hier im Saal sich genau so teilen würden, wie der Hefepilz?“ Jetzt kommen auch endlich zu Beginn ausgeteilte bunte Papierstreifen zum Einsatz. „Wer denkt, dass es einen Tag dauert, hebt den roten Streifen, wer für einen Monat ist den gelben Streifen. Und den grünen Streifen heben die, die denken, dass es ein Jahr dauern würde.“ Und schon ist der Hörsaal ein gelbes Meer. Leider liegt in diesem Fall die Mehrheit falsch, denn es würde nur einen Tag dauern, da der Hefepilz sich alle zwei Stunden teilt.

„Aus wie vielen Zellen besteht eigentlich der menschliche Körper?“ will der Professor anschließend von seinen Nachwuchsstudenten wissen, nachdem diese bereits festgestellt haben, dass man diese nicht einfach zählen kann. Hier liegt die Mehrheit aber richtig, es sind unvorstellbare 10 Billionen Zellen. „Wenn ihr jetzt alle anfangen würdet zu zählen bis ihr 80 Jahre alt seid, würdet ihr bis etwa 2 Milliarden kommen“, erklärt Professor Ernst. „Und das ist 5 000 mal weniger als 10 Billionen. Und ihr müsstet jede Sekunde eine neue Zahl nennen.“

Doch wie wissen die Zellen, wo sie hingehören? „Zellen bewegen sich auf genau definierten Wegen, wie wir Menschen in der Stadt“, beschreibt Robert Ernst. Wie eine Stadt hat auch die Zelle einen genauen „Stadtplan“. Die Zellwand kann man mit den Stadtmauern vergleichen. Auch Häuser gibt es in der Zelle. Kompartimente heißen diese abgetrennten Bereiche.

Neben Tankstellen verfügen Zellen außerdem auch über Mülldeponien. Wie das Recycling dort funktioniert, erfahren die Kinder gleich am eigenen Leib. Überall auf den Bänken des Hörsaals sind Schilder mit den Worten „Dose“ oder „Zeitung“ verteilt. Innerhalb kürzester Zeit sortieren sie diese auf zwei getrennte Stapel, wie es auch mit dem Müll in der Zelle passiert. „Wenn man sich an einfache Regeln hält, kann man komplexe Verfahren ohne Chaos durchführen“, erklärt der Biologe.

Abschließend fasst er nochmal zusammen, was an diesem Mittag alles über Zellen gelernt wurde: Zellen haben einen Stadtplan, eine Bibliothek, eine Tankstelle, Häuser und eine Stadtmauer. Und sie sind Weltmeister in der Mülltrennung und dem Recycling. Außerdem kann man aus Hefezellen, dank der Zellteilung, sehr leckere Pizza zaubern!

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