Siemens-Chef erstaunt mit guten Nachrichten

München · Siemens-Chef Kaeser strotzt vor Selbstbewusstsein. Der Konzernumbau trägt erste Früchte. Aber trotz des besseren Gesamtgeschäfts bleiben noch viele Baustellen im Konzern offen.

Mehr Aufträge, mehr Umsatz, mehr Gewinn - mit breiter Brust ist Siemens-Chef Joe Kaeser gestern vor die Aktionäre getreten. Trotz lahmer Weltwirtschaft werde für Siemens 2016 ein gutes Jahr werden, sagte Kaeser auf der Hauptversammlung und hob die Gewinnprognose an.

"Fulminant" nannte der Vorstandschef die Leistungen der Geschäftsfelder unter seiner Führung. In den vergangenen zwei Jahren habe Siemens die Prognose gehalten, sagte Kaeser. Das Projekt- und Risikomanagement sei heute besser, "die Sonderbelastungen sind deutlich gesunken". Der Abwärtstrend im Industriegeschäft sei gestoppt. Nach Jahren des Umsatzrückgangs sei die Trendwende eingeleitet.

Das Auftragsbuch sei mit 114 Milliarden Euro so voll wie noch nie. Der Gewinn legte nach dem Wegfall von Sonderlasten schon im ersten Quartal um fast die Hälfte zu. Siemens werde nun wachsen und die Profitabilität steigern, versprach Kaeser den Aktionären.

"Da klingen die Ziele wie Musik in unseren Ohren", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Der Aktienkurs müsse allerdings besser werden. Union-Investment-Fondsmanager Ingo Speich forderte Kaeser auf, seinen 2018 auslaufenden Vertrag bis mindestens 2020 zu verlängern. Wunschlos glücklich waren die Anleger aber nicht: "Aus einer Schwalbe müssen Sie noch einen Schwan machen, damit wir damit so richtig Freude haben", sagte Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger (VIP).

Denn im Konzern gibt es noch immer Baustellen . Im Öl- und Gasgeschäft belasten die niedrigen Ölpreise - trotz Kaesers Beteuerungen, das Wartungsgeschäft sei stabil. Der milliardenschwer zugekaufte US-Ölzulieferer Dresser Rand liefert nicht das, was sich das Management vorstellt. Auch die Sparte mit Getrieben und Motoren steht unter Druck.

Zustimmung erhielt Kaeser für den Kurs, den er in Richtung Industrie 4.0 fährt. Fondsmanager Marcus Poppe von der Deutschen Bank attestierte, in der sogenannten Digitalen Fabrik mit industrieller Software sei Siemens "mit Abstand Weltmarktführer". Das besonders profitable Geschäft mit Software entwickle sich dank der starken Nachfrage aus Europa hervorragend und werde sich weiter beleben. Der nächste Schritt: Siemens übernimmt für eine knappe Milliarde Dollar die US-Software-Firma CD-adapco. Mit den Programmen könnten zum Beispiel Auto- oder Flugzeughersteller Strömungen entlang der Karosserie oder der Tragfläche simulieren und die Entwicklungszeit um ein Drittel verkürzen, sagte Kaeser.

Ein Wachstumsträger 2016 werde auch die früher oft bemängelte Zugsparte sein. "Sie steht heute blendend da", sagte Kaeser und verwies auf Aufträge von der Berliner S-Bahn, der algerischen Bahn und den in Aussicht stehenden Großauftrag der iranischen Bahn. In der Medizintechnik - im ersten Quartal der größte Gewinnbringer - sei "Siemens heute das Maß aller Dinge".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort