Presseschau Sieger Söder

Die „Frankfurter Rundschau“ wertet Horst Seehofer als klaren Verlierer des Machtkampfes in der CSU:

Eine zerrüttete Partei zieht sich da nun zurück zur Vorbereitung der Landtagswahl, es ist eine Partei der Verlierer, gefangen in der Hybris jahrzehntelanger Wahlerfolge. Der erste Verlierer ist Horst Seehofer. Er kommt aus dieser Geschichte nur auf den ersten Blick einigermaßen gut heraus. Er gehe aus eigenem Antrieb, behauptet Seehofer. Tatsächlich ist er mit seiner Rückzugsankündigung nur der Landtagsfraktion zuvorgekommen (...). Jahrelang hat er außerdem versucht, Söders Aufstieg zu verhindern, den er als zu intrigant, zu ichbezogen, zu machtbesessen hielt für das Ministerpräsidentenamt.

Der „Münchner Merkur“ sieht im Personalstreit der CSU das Positive:

Jede Partei geht anders mit Wahlniederlagen um: Die CDU stolpert mürrisch hinter ihrer Ich-wüsste-nicht-was-ich-anders-machen-sollte-Chefin Angela Merkel her. Die SPD dreht sich im Kreis und bejammert ihr Schicksal, jetzt doch regieren zu sollen. Und die CSU? Die feuert ihren Ministerpräsidenten, zieht den Kampfanzug an und zieht in die Schlacht um die Verteidigung ihrer heiligen Mehrheit. Gäbe es einen Demokratie-Preis, wo das Wort des Wählers noch etwas bewirkt - er ginge nach Bayern.

„Der Tagesspiegel“ (Berlin) beschäftigt sich mit Markus Söder:

Markus Söder wird versuchen, der AfD in Bayern das Wasser abzugraben. Das mag eine Chance sein. Doch wie reagieren CSUler, die anderswo CDU wählen würden, auf einen Rechtsruck? Wie diejenigen, denen es ums Soziale geht, ums Christliche, den Erhalt der Schöpfung? Seehofer war und ist, bei aller populistischen Wendigkeit, im Herzen Sozialpolitiker. Söder ist nur Söder. Einer, dem es weniger um Inhalte geht als ums Hochkommen, den Machterhalt, das eigene Ego. Vor allem: Söder kann sich noch so maskieren und zurücknehmen, den gütigen Landesvater nimmt ihm keiner ab.

Die „Heilbronner Stimme“ gibt keine gute Prognose für Söder ab:

In keiner Kurzbeschreibung über ihn fehlt das Wort „ehrgeizig“, und das wirkt stets untertrieben. Außerhalb Bayerns hat der Ex-Generalsekretär wohl das unsympathischste Image eines CSU-Spitzenpolitikers seit den Zeiten von Franz-Josef Strauß. In gewisser Weise erinnert die Personalie Söder an die Personalie Stefan Mappus. Auch der Schwabe galt als umtriebig und überehrgeizig, sah sich in Straußscher Tradition. Auch er gelangte zwischenzeitlich, in einem parteiinternen Machtkampf, auf den Ministerpräsidenten-Posten. Wie das Ganze am Ende vor den baden-württembergischen Wählern ausging, ist bekannt.

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