Sieben Milliarden Menschen

Meinung · In diesen Tagen wird irgendwo auf der Welt ein neuer Mensch geboren, der als Weltbürger Nr. 7 000 000 000 in die Geschichte eingeht. Sieben Milliarden Männer, Frauen und Kinder, die essen, trinken, kaufen, wohnen, fahren und arbeiten wollen. Sieben Milliarden Schicksale, Hoffnungen, Sehnsüchte und Erwartungen. Und es werden noch sehr viel mehr

In diesen Tagen wird irgendwo auf der Welt ein neuer Mensch geboren, der als Weltbürger Nr. 7 000 000 000 in die Geschichte eingeht. Sieben Milliarden Männer, Frauen und Kinder, die essen, trinken, kaufen, wohnen, fahren und arbeiten wollen. Sieben Milliarden Schicksale, Hoffnungen, Sehnsüchte und Erwartungen. Und es werden noch sehr viel mehr.Wir wissen nicht, wo der Jubiläums-Bürger geboren wird. Ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, in einem behüteten Haus aufwächst oder in einem Slum, ob das Kind gesund oder krank ist, sportlich oder musisch begabt, ob es gute oder schlechte Chancen hat, um sein Leben frei und selbstbestimmt gestalten zu können. Was wir wissen, ist: Je mehr Menschen die Erde bevölkern, desto schwieriger wird es für jedes Individuum, "auf der Sonnenseite" der Erde zu leben. Idealerweise in einem Land, in dem Recht und Ordnung herrschen, wo nach demokratischen und moralischen Prinzipien entschieden wird, und der Einzelne nach eigener Fasson, ohne politischen, religiösen oder kulturellen Druck, selig werden kann.

Diese Vorstellung ist seit Menschengedenken ein Traum - und wird für das Gros der Erdbevölkerung ein Traum bleiben. Denn bis heute, bis in die digitale Wunderwelt 2.0 mit ihren phantastischen Möglichkeiten hinein, hat es die Menschheit nicht geschafft, die Ressourcen, Produkte und Güter, sprich: die Chancen auf Habe und Teilhabe, gerecht und nach den Prinzipien der französischen Revolution zu verteilen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Im Gegenteil, fast eine Milliarde Menschen leiden an permanentem Hunger, noch mehr leben in bescheidensten Verhältnissen und politisch unterdrückt, während die kleine Schicht der Reichen immer ungenierter im Luxus schwelgt. Der ökologische Fußabdruck, den etwa ein US-Bürger im Laufe seines Lebens hinterlässt, ist fast 90 Mal größer als der eines Schwarzafrikaners. Dabei gerät das Ökosystem aus den Fugen, Mutter Erde ächzt unter ihrer Ausbeutung und macht uns immer nachdrücklicher auf die Grenzen des Wachstums aufmerksam.

Und während die Weltbevölkerung weiter wächst, auf über zehn Milliarden Ende des Jahrhunderts, schrumpft Deutschland und wird grau. Schon in 50 Jahren wird jeder dritte Deutsche ein Rentner sein, ohne klug gesteuerte Zuwanderung droht dem Land die Vergreisung. Welch eine Entwicklung: In einer übervölkerten Welt voller ökonomischer Ungerechtigkeit sitzt ein überaltertes Volk in der ehemaligen Musterrepublik, lässt sich von jungen Ausländerinnen pflegen und hält Kontakt zur Außenwelt mit dem 3D-Smartphone in Dolby Brillant. Schöne neue Welt? Es sind gewaltige Herausforderungen, die unsere Kinder und Kindeskinder zu bewältigen haben.

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