Sie nannten ihn Mücke

Saarbrücken. Da staunt selbst der Verleger: Bud Spencers Autobiografie hat sich in Deutschland bisher um die 110 000 Mal verkauft. Mit 82 ist der italienische Leinwandprügler Carlo Pedersoli noch einmal ein Phänomen - wie damals in den 70ern und 80ern

 Mitten aufs Oberstübchen: Klassische Bud-Spencer-Gestik in "Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel" von 1975. Foto: Pro 7

Mitten aufs Oberstübchen: Klassische Bud-Spencer-Gestik in "Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel" von 1975. Foto: Pro 7

Saarbrücken. Da staunt selbst der Verleger: Bud Spencers Autobiografie hat sich in Deutschland bisher um die 110 000 Mal verkauft. Mit 82 ist der italienische Leinwandprügler Carlo Pedersoli noch einmal ein Phänomen - wie damals in den 70ern und 80ern. Da verteilte er im Kino klatschende Backpfeifen, gefolgt von der Donnerfaust aufs Oberstübchen, gefolgt von einem physikalisch überraschenden Salto des leidensfähigen Stuntman. Ob im Verbund mit Terence Hill in 17 gemeinsamen Filmen wie "Vier Fäuste für ein Halleluja" oder in Solo-Werken wie "Plattfuß in Afrika" und "Sie nannten ihn Mücke": Spencer garantierte einen glücklichen Kinobesuch für Kinder und große Jungs.Die muntere Dokumentation "Die Welt des Bud Spencer" von Irene Höfer und Friedemann Beyer zeichnet kurz Spencers Biografie nach - das Aufwachsen als Bürgersohn in Neapel, das olympische Schwimmen, die harte Arbeit in Südamerika und die Filmkarriere; vor allem aber versucht sie, Spencers bleibende Popularität zu ergründen. Autor Christian Heger, der ein Buch über Hill/Spencer geschrieben hat, kommt ebenso zu Wort wie der glückliche Verleger Oliver Schwarzkopf, Kritiker Rüdiger Suchsland, Schauspielerin Andrea Ferréol und auch Matthias Wendlandt, Sohn der Produzentenlegende Horst Wendlandt, der einige Spencer-Filme ins Kino brachte. Ihr Tenor: Die Filme damals waren so erfolgreich wegen ihres Humors und wegen ihrer naiven Unschuld (trotz aller Prügeleien). Und heute genieße Spencer einen nahezu legendären Status, weil eine ganze Generation mit ihm glückliche, vielleicht verklärte Jugenderinnerungen verbinde. Davon zeugen herrliche Bilder von einer Spencer-Filmschau im Berliner Kino Babylon, in dem sich Junggebliebene von dem Altstar Bücher, Bäuche und Bizepse signieren lassen, dabei so andächtig lächeln, als wohnten sie einer Audienz beim Papst bei. Spencer erklärt mit Brummbär-Charme, dass er nie Ambitionen gehabt habe und sich mit Partner Terence Hill nie ernsthaft gestritten habe: "Denn er ist Schauspieler - ich nicht".

Kurios sind einige selten zu sehende Premierenbilder und Aufnahmen eines Empfangs beim damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens. Manches Interessante, was möglicherweise die wohlige Nostalgie der Dokumentation gestört hätte, bleibt unerwähnt: dass etwa der letzte Spencer/Hill-Film "Die Troublemaker" 1994 in leeren Kinos lief. Oder dass Spencer 2005 für Berlusconis "Forza Italia"-Partei kandidierte. Egal - sehenswert ist dieser Blick in eine vergangene Kino-Ära und auf einen Kindheitshelden dennoch.

 Mitten aufs Oberstübchen: Klassische Bud-Spencer-Gestik in "Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel" von 1975. Foto: Pro 7

Mitten aufs Oberstübchen: Klassische Bud-Spencer-Gestik in "Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel" von 1975. Foto: Pro 7

"Die Welt des Bud Spencer": Samstag, 21.50 Uhr, bei Arte.

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