Glosse Sich selbst beschenken

Die moderne Gesellschaft erlaubt eigentlich keine Gemeinschaft mehr. Hindert doch der Mitmensch den Menschen oft nur daran, ungestört auf sein Smartphone zu schauen. Und auch fürs Schenken ist bald kein Gegenüber mehr erforderlich.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa

Das Sich-selbst-Beschenken wurde früher als wenig spannend empfunden, ja oft nur als simpler Konsum. Doch es kann heute mit etwas Geschick so gestaltet werden, dass es wirkliche Überraschungen und Glücksgefühle auslöst. So ist es heute möglich, einen Wunsch zu äußern und die ersehnte Ware sogar im Voraus zu bezahlen – ohne die geringste Gewissheit zu haben, ob man sie auch tatsächlich erhält. Denn unklar ist oft: War man brav genug – vor allem zum Nachbarn? Oder vielleicht sogar zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort? Tage, manchmal Wochen der Spannung vergehen, bis das Ergebnis oft völlig überraschend ausfällt: Das Selbstgeschenk kommt nicht, viel zu spät oder ist doch das Falsche. Sogar das beliebte Ritual Umtauschen ist möglich! Nur heißt der gesamte Vorgang nicht „Selbstbeschenken“, sondern „Online-Bestellung.“ Aber diese Erläuterung kann man sich vermutlich auch schenken.

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