Showdown bei Rheinkilometer 499: Neuer Krimi von Peter Jackob

Am Sonntag liest Gollenstein-Autor Peter Jackob in Saarbrücken aus seinen Sherlock-Holmes-Büchern (10 Uhr, Baker Street, s. auch S. B4). In seinem aktuellen Roman lässt er den Mainzer Kommissar Schack Bekker auf einer Rhein-Kreuzfahrt ermitteln.

Was für manchen ein veritabler Traum, ist für den Mainzer Kommissar Schack Bekker ein wahres Martyrium. Der knurrige Eigenbrötler hat beim Betriebsfest den Hauptgewinn eingeheimst: Eine Flusskreuzfahrt auf dem Rhein . Die Vorstellung, tagelang auf dem Schiff eingesperrt zu sein, ist ihm zutiefst zuwider. Aber ausschlagen kann er den Preis auf gar keinen Fall, damit würde er sich im Kommissariat jede Menge Ärger und Unverständnis einhandeln.

Also nimmt er die unglückselige Strapaze auf sich. Auf der Rückreise kurz vor Mainz ist es für Bekker allerdings vorbei mit dem Urlaub wider Willen, an den er sich inzwischen mit erstaunlicher Langmut gewöhnt hat. Etliche Passagiere, unter ihnen er selbst und Mitglieder der Besatzung, sind an einem Virus erkrankt. Egon Nimmer, Leiter einer Werbeagentur, stirbt an den Folgen der angeblichen Noro-Viren-Epidemie. Bekker glaubt nicht recht an einen natürlichen Tod, auch wenn das Krankheitsbild kaum einen Zweifel zulässt.

Seine Zweifel finden Bestätigung, als er den Agatha-Christi-Klassiker "16 Uhr 50 ab Paddington" wiederfindet, den er dem Toten kurz zuvor ausgeliehen hatte. Durch etliche Markierungen im Buch gibt das Opfer dem Kommissar unmittelbar vor seinem Ableben den richtigen Tipp. Vergiftungen mit geringen Mengen von Arsen haben dieselben Krankheitssymptome wie die Viruserkrankung, die an Bord kursiert - mit einem fatalen Unterschied: Sie enden zwangsläufig tödlich. Bekkers Groll über die unfreiwillige Kreuzfahrt ist verschwunden. Er ist mittendrin in den Ermittlungen zu einem Mord, als der nächste Tote zu beklagen ist. Kurz vor der Endstation Mainz wird das Schiff in Quarantäne genommen, nicht nur, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, sondern auch, um die Flucht des Mörders und seiner Komplizen zu vereiteln. Showdown bei Rheinkilometer 499.

Peter Jackob schlägt in seinem dritten Fall um den Mainzer Kommissar einen Bogen zu seinen vielbeachteten Sherlock-Holmes-Romanen. Und auch, wenn der Plot des aktuellen Krimis in der Gegenwart angesiedelt ist, so verzichtet Jackob auch hier nicht auf eine Reminiszenz an Agatha Christi.

Jackob zu lesen heißt, bei aller Spannung und Kunstfertigkeit seines Erzählens, immer auch über den Tellerrand zu blicken und das Genre im Zusammenhang seiner Entstehungsgeschichte zu begreifen. Es sind die mit leichter Hand und dennoch präzise ausgewählten Motive, die ganz unaufdringlich an die Großmeister des Krimis erinnern, ohne sie zu kopieren. Bekkers Flusskreuzfahrt wäre ohne Agatha Christies "Tod auf dem Nil" nicht denkbar. Klug, spannend, kurzweilig - das sind Jackobs Krimis - auch dieser.

Peter Jakob: Schotten dicht. Gollenstein , 266 S., 10,90 Euro.

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