Shakespeares Rätsel: "Sein oder nicht Sein"

Schauspiel · Die Zeit ist aus den Fugen."Um 1600 schreibt William Shakespeare "Die tragische Geschichte des Hamlet, Prinzen von Dänemark". Es ist eine Zeit des Umbruchs, das anti-katholische England muss sich jesuitischer Infiltration erwehren, und nur in letzter Sekunde kann ein Staatsstreich gegen die einst mächtigste Frau der Welt, Königin Elisabeth, vereitelt werden

Die Zeit ist aus den Fugen."Um 1600 schreibt William Shakespeare "Die tragische Geschichte des Hamlet, Prinzen von Dänemark". Es ist eine Zeit des Umbruchs, das anti-katholische England muss sich jesuitischer Infiltration erwehren, und nur in letzter Sekunde kann ein Staatsstreich gegen die einst mächtigste Frau der Welt, Königin Elisabeth, vereitelt werden. Die politische Stabilität lässt sich im brüchig gewordenen Staat nicht wiederherstellen. Was bisher die Welt in ihrem Gefüge hielt, wird in Frage gestellt. All das spiegelt Shakespeare in "Hamlet". Zur Handlung: Der alte dänische König ist tot, die Macht nun in den Händen seines Bruders Claudius, der gegen einen drohenden Angriff Norwegens mobil macht. In dieser Atmosphäre des Wandels erscheint der Geist des toten Königs seinem Sohn Hamlet, offenbart ihm, dass er von Claudius ermordet wurde und drängt den Sohn zur Rache. Doch Hamlet zögert - "Dänemark ist ein Gefängnis."In einer totalen Überwachungsgesellschaft sind Angst und Machtgier die treibenden Faktoren. Hamlet selbst ist der Kristallisationspunkt des Aufeinanderprallens von Metaphysik und Politik, ein Philosophiestudent aus Wittenberg, ohnmächtig zu handeln."Schwachheit, dein Name ist Weib!"Doch nicht nur Polit-Thriller und Rachetragödie, "Hamlet" ist auch ein Familiendrama. Hamlets Mutter hat nur kurz nach dem Tod ihres Mannes dessen Bruder geheiratet. Sind die treibenden Motive für Hamlet politischer, philosophischer oder einfach privater Natur? Ist er am Ende nicht mehr als ein adoleszenter Prinz mit Identitätskrise, der gegen die Eltern-Generation rebelliert?"Das Schauspiel sei die Schlinge in die den König sein Gewissen bringe." Generalintendantin Dagmar Schlingmann inszeniert mit ihrem Team (Bühne: Sabine Mader, Kostüme: Ellen Hofmann, Musik: Alexandra Holtsch) "Hamlet" als ein sinnlich-verstörendes Vexierspiel um Sein oder nicht Sein.Katharina Ley, Ensembleneuzugang aus Leipzig, spielt die Titelrolle (wie einst schon Sarah Bernhardt oder Asta Nielsen). In "Hamlet" wird die Welt zur Bühne, wird die Bühne zur Welt. Was ist wahr, was scheint nur - theatralisch verstärkt werden diese Fragen in der Inszenierung durch den Einsatz lebensgroßer Puppen, mit denen die Schauspieler (unter der Anleitung der Puppenspielerin Sabine Schramm) ihre Figuren verdoppeln und doubeln können - oder ist es umgekehrt? Das Theater, die Kunst des Verstellens, das wahre Spiel des Schauspielers führt den Zuschauer durch Shakespeares großes Welträtsel. UTHMatinee: Sonntag, 29. August, 15.00 Uhr, SST Dramatik Live!: Mittwoch, 15. September, SST (Anmeldung für PädagogInnen über tpz@theater-saarbruecken.de)Premiere: Freitag, 17. Sept., 19.30 Uhr, SST

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