Setzt Peugeot auf die chinesische Karte?

Paris · Der kriselnde französische Automobilhersteller PSA Peugeot Citroën prüft den Einstieg des zweitgrößten chinesischen Autokonzerns Dongfeng. Ungewiss ist, ob der Partner General Motors das mitmacht.

Holt sich der angeschlagene französische Autobauer PSA Peugeot Citroën demnächst Unterstützung aus China durch eine Kapitalerhöhung? Nachdem es in ersten Spekulationen hieß, der französische Konzern strebe möglicherweise eine Kooperation mit dem staatlichen chinesischen Autokonzern Dongfeng Motor an, beschränkte sich PSA auf Unverbindliches. Man bestätigte lediglich, "neue Projekte der industriellen und kommerziellen Entwicklung mit verschiedenen Partnern zu prüfen, sowie die Finanzierungsmodalitäten, die sie begleiten". Medienberichten zufolge soll der Verwaltungsrat bei seiner nächsten Sitzung am 22. Oktober über die Frage beraten. PSA und Dongfeng stellen bereits seit den 90er Jahren in einem Gemeinschaftsunternehmen Autos für den chinesischen Markt her.

In Presseberichten hieß es nun, zur Diskussion stünde ein Einstieg ins Kapital des Autobauers sowohl von Dongfeng als auch des französischen Staates mit jeweils 1,5 Milliarden Euro, was beide zu den größten Aktionären mit Anteilen von zwischen 20 und 30 Prozent machen würde. Die Familie Peugeot hat momentan mit 25,4 Prozent des Kapitals die Kontrollmehrheit. Die würde sie bei einer Kapitalerhöhung verlieren. Eine Fusion mit Opel scheint kein Thema mehr zu sein. Die Berichte ließen die PSA-Aktie zu Wochenbeginn massiv abstürzen.

Gewarnt wird vor dem "Effekt einer Bombe" einer solchen Einigung, vor allem mit Blick auf die Partnerschaft mit General Motors (GM), dessen Anteil dadurch verwässert würde. Seit Frühjahr 2012 hält GM nach einer Kapitalerhöhung von einer Milliarde Euro sieben Prozent an PSA. Der US-Konzern, der China zu seinen größten Märkten zählt, ist wiederum mit dem chinesischen Auto-Riesen Saic verbunden, dem stärksten Konkurrenten von Dongfeng. Branchenexperten erklären, während die Kooperation mit GM die Probleme von PSA in Europa lösen sollte, das stark unter der Absatzkrise vor allem in Frankreich, Spanien und Italien leidet, könnte sich ein Gemeinschaftsunternehmen mit Dongfeng auf die Märkte in China und Südostasien konzentrieren. Vor allem wäre auch frisches Kapital willkommen.

Als eine der Ursachen für die Krise bei PSA gelten die schwache Präsenz in aufsteigenden Ländern sowie die Konzentration auf Südeuropa und auf die Herstellung von Mittelklasse- und Kleinwagen. Als PSA-Chef Philippe Varin im Sommer 2012 einen umfangreichen Sparplan mit dem Abbau von 11 200 Stellen in Frankreich und der Schließung des Werkes Aulnay ankündigte, kritisierte Industrieminister Arnaud Montebourg lautstark dessen Strategie. Varin begründete seine Entscheidung mit enormen Überkapazitäten vor allem in Aulnay und den Verlusten des Unternehmens, die sich 2012 auf fünf Milliarden Euro beliefen. Inzwischen konnten sie im Schnitt auf 70 Millionen Euro pro Monat abgebremst werden - legt man die Halbjahreszahlen zugrunde.

Während Renault zu 15 Prozent dem französischen Staat gehört, ist er an PSA Peugeot Citroën nicht beteiligt. Im Zuge einer Kreditgarantie in der Krise für die PSA Banque in Höhe von sieben Milliarden Euro behält er sich aber vor, bei der Konzernstrategie ein Wort mitzureden. Ähnlich wie in Deutschland gilt die Autoindustrie in Frankreich als Schlüsselbranche, an der viele Arbeitsplätze hängen. Um Einfluss zu wahren oder zu erhöhen, scheint er einen Einstieg zu prüfen. Wirtschaftsminister Pierre Moscovici wiegelte aber ab: "Heute ist die vorrangige Frage nicht die nach einer Beteiligung des Staates am Kapital, sondern die nach guten industriellen Partnerschaften."

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