Sensibles und nuanciertes Spiel mit Chichon und Mayer

Saarbrücken · Dvorák, Mozart und Haydn spielten die Radiophilharmoniker am Freitag in Saarbrücken. Dirigent Karel Mark Chichon und Oboist Albrecht Mayer glänzten dabei.

Bloß Zufall, dass Albrecht Mayer übers Essen redet? So manch‘ Schönes könne man in Saarbrücken tun, ruft der Ausnahme-Oboist dem Publikum in der Congresshalle zu. Vor allem: gut essen. Das passt, ist dieses Konzert der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) doch auch eine kulinarische Lust. Wobei Karel Mark Chichon Antonin Dvoráks Rhapsodie a-Moll (op. 14) noch als schlichte Vorspeise serviert. Träumerische Harfenklänge, dunkles Blech, scharfe Kontraste prägen das Werk, das Dvorák inspiriert von der Volksmusik seiner Heimat komponierte. Und die Rhapsodie wirkt im Saarbrücker Konzert auch kaum wie aus einem Guss: Zu sehr konzentriert sich Chichon auf einzelne musikalische Einfälle.

Als ebenbürtiger Begleiter Albrecht Mayers in Mozarts Andante C-Dur (KV 315) ist das Orchester dann aber wie ausgewechselt. Sensibel, nuanciert - als konzertierte nur ein einziger Musiker mit Mayer. Ein Juwel, dieser einzelne Flöten-Satz, den der Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker für sein Instrument bearbeitet hat. Das blinde Einverständnis setzt sich auch in Haydns C-Dur Oboen-Konzert fort. Ob es nun wirklich von Haydn stammt? So perlend, so gewitzt wie Chichon sein Dirigat anlegt, so virtuos und so blühend im Ton, wie Albrecht Mayer es spielt, könnte es vom Esprit Mozarts künden. Tatsächlich erfährt man Mayers Können am unmittelbarsten in der Zugabe, aus Bachs Kantate "Ich steh mit einem Fuß im Grabe" (BWV 156). Von ihm gespielt wird das zur Essenz von Musik. Manchmal ist man fast dankbar, ein Klappenklappern zu hören: Mayers Engelston hat etwas beruhigend Irdisches.

Mit Dvoráks Sinfonie Nr. 1 c-Moll lenkt der DRP-Chefdirigent den Blick dann auf ein Werk, dass zu wenig Achtung bekommt. "Die Glocken von Zlonice" trägt Dvo-ráks frühe Sinfonie als Beinamen. Das Geläut tönt mit wuchtigem Blech unüberhörbar. Auch Orientierungspunkte Dvoráks - Beethoven in der Anlage, Wagner im Klanglichen - sind präsent. Und doch hat dieses Werk viel Eigenes. Chichon gestaltet es in kraftvollen Farben. Grandios. Auch wenn der Maestro bei der Zugabe, Bizets "Farandole", vielleicht ein wenig zu viel des Großartigen will. Dieses rhythmische Feuerwerk, noch dazu so funkelnd wie von der DRP musiziert, überstrahlt in knappen fünf Minuten fast eine ganze Sinfonie.

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