Willi Baumann ist seit 65 Jahren Meister Den Meister machte er in unruhiger Zeit

Saarbrücken · Ein seltenes Jubiläum: Willi Baumann wurde in der Handwerkskammer mit dem Eisernen Meisterbrief geehrt.

 65 Jahre ist Willi Baumanns Meisterprüfung her. In der Handwerkskammer wurde der gebürtige Würzburger und Wahl-Saarländer geehrt.

65 Jahre ist Willi Baumanns Meisterprüfung her. In der Handwerkskammer wurde der gebürtige Würzburger und Wahl-Saarländer geehrt.

Foto: BeckerBredel

Kriegswirren und Saargebiets-Erinnerungen prägen Willi Baumanns Leben. Der 89-jährige Saarbrücker ist Kurbelwellen- und Zylinderschleifermeister. Dafür wurde er jetzt im Rahmen einer Feierstunde von der Handwerkskammer des Saarlandes mit dem Eisernen Meisterbrief geehrt – einer Urkunde, die nur sehr selten vergeben werden kann, denn dafür muss man 65 Jahre den Meistertitel tragen.

1943 begann der gebürtige Würzburger seine Ausbildung zum Maschinenschlosser bei einem Rüstungsbetrieb in Haßloch. „Ein Bekannter von mir erzählte mir damals, dass das ein guter Betrieb sei und ich dort alles lernen kann, was ich möchte. Ich habe mich dann für den Beruf Maschinenschlosser entschieden“, sagte Willi Baumann.

Als die Amerikaner 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kamen, wurde in der Firma alles beschlagnahmt. „Da es ein Rüstungsbetrieb war, der ja auch Bomben und Waffen baute, wurde die Fabrik geschlossen. Ich hatte ein halbes Jahr lang keine Stelle mehr und konnte auch keine Prüfung machen. Dann hatte ich die Möglichkeit, zum Kurbelwellen- und Zylinderschleifer umzuschulen und meine Prüfung in dem Beruf abzulegen, denn zwischen den Bereichen gibt es keine großen Unterschiede.“

So kam er 1946 zu Kolben-Seeger in Würzburg, wo er auch 1953 seine Meisterprüfung absolvierte. „Das Unternehmen wollte mich dann unbedingt behalten, also blieb ich auch.“ 1955 eröffnete Kolben-Seeger die Niederlassung in Schafbrücke, nachdem die ursprüngliche Niederlassung in Ensdorf ebenfalls von Amerikanern nach dem Krieg geschlossen worden war. „Im Saarland suchte man dann dringend einen Meister, und ich erklärte mich bereit, herzukommen. Eigentlich nur für zwei Jahre, bis sie jemand anders gefunden haben. Doch aus den geplanten zwei Jahren ist ein Leben geworden“, erzählt der 89-Jährige lächelnd.

Damals stieß er allerdings auf ein großes Problem: Das Saargebiet war nach dem Zweiten Weltkrieg von der Bundesrepublik Deutschland getrennt und wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen. „Deutsche waren damals im Saarland nicht willkommen, und der Zoll nahm mir zweimal meine Ware ab, wenn ich über die Grenze fuhr, um einzukaufen.“ Ein Bekannter aus der Niederlassung Frankfurt habe eine Lösung gefunden. „Der kannte den Chef der Firma Toblerone in der Schweiz und meinte, ich solle mich doch einfach als Schweizer ausgeben, dann hätte ich keine Probleme. Also bekam ich einen Ausweis von dem Unternehmen und gab ich mich kurzerhand als Schweizer aus“, sagt Willi Baumann. So konnte er sich damals im Saarland eine Existenz aufbauen.

„Ich bin auch nach meinem Renteneintritt im Jahr 1994 geblieben, denn hier habe ich ein Haus und meine Familie. Ich kann sagen, dass ich alles ganz genauso wieder machen würde, denn im Saarland bin ich glücklich“, sagt der gebürtige Würzburger stolz.

Seit er in Rente ist, kümmert er sich um alles, was rund um sein Haus anfällt. „Bisher habe ich nie einen Handwerker gebraucht. Ich konnte alles immer selbst machen.“ Und so wird es dem 89-Jährigen nicht langweilig.

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