Seehäfen bekommen Vorrang

Berlin · Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will nach den Ergebnissen eines Gutachtens zur „Seeverkehrsprognose“ der Weiterentwicklung der Seehäfen Vorrang einräumen. Erwartet wird eine Erhöhung des Gesamtumschlagsvolumens der deutschen Häfen von 269 Millionen Tonnen auf 468 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2030.

. Die deutschen Seehäfen werden bis zum Jahr 2030 nach einer vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegebenen Studie um jährlich 2,8 Prozent wachsen, insgesamt um 74 Prozent. Diese Entwicklung hat Auswirkungen bis weit ins Binnenland: Im Bundesverkehrswegeplan will Minister Peter Ramsauer (CSU) künftig allen Projekten Vorrang geben, die "Seehafenbezug" haben. Nach Informationen unserer Zeitung gab Ramsauer den Nord-Ministerpräsidenten bereits bei einem Treffen vor zehn Tagen eine entsprechende Zusage.

Nach der von einer Gutachter-Gruppe erstellten "Seeverkehrsprognose 2030", die unserer Zeitung vorliegt, nimmt das Gesamtumschlagsvolumen der deutschen Häfen von 269 Millionen Tonnen im Jahr 2010 auf 468 Millionen Tonnen zu. Die Wachstumsrate ist mit 2,8 Prozent jährlich deutlich höher als in der letzten untersuchten Periode 2001 bis 2010, wo sie noch 1,4 Prozent betrug. Im Segment des Containerumschlags liegt sie mit erwarteten 4,3 Prozent im Jahr sogar noch wesentlich darüber.

Den Angaben zufolge legen die Nordseehäfen dabei mehr zu als die an der Ostsee gelegenen Umschlagplätze. Bremerhaven (jährlich plus 3,3 Prozent), das um einen neuen Tiefwasserhafen ergänzte Wilhelmshaven (3,3 Prozent) und Hamburg (3,2 Prozent) haben laut der Prognose künftig überdurchschnittliche Zuwachsraten und werden 2030 fast verdoppelte Umschlagszahlen gegenüber heute verzeichnen. Von den großen Nordseehäfen ist nur in Bremen mit einem jährlichen Plus von einem Prozent der Zuwachs eher verhalten, so wie auch, mit Ausnahme Putgardens, an allen Ostseehäfen. Die Nordseehäfen in Belgien, den Niederlanden und Frankreich wachsen alle ebenfalls schwächer als ihre deutsche Nordsee-Konkurrenz.

"Strikte Priorisierung"

Die beteiligten Gutachter, ein Konsortium aus vier Instituten, haben für ihre Prognose ein jährliches Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent unterstellt. Die Prognose fuße auf realistischen Annahmen, sagte Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann (CDU) auf Anfrage.

Die Zahlen haben nicht nur weitreichende Konsequenzen für die künftige Infrastruktur in den deutschen Hafenstädten selbst, sondern auch auf den Zubringerstrecken. Ferlemann bestätigte unserer Zeitung, dass der "Seehafenbezug" im neuen Verkehrswegeplan ein zentrales Kriterium sein soll. "Der Seeverkehr ist für ganz Deutschland ein wichtiger Wirtschaftsmotor", sagte Ferlemann. Denn über die Häfen laufe ein Großteil des Im- und Exportes. Verkehrsminister Ramsauer habe den Nord-Ministerpräsidenten bereits eine "strikte Priorisierung" zugesichert, von der besonders die Seehäfen profitieren würden, sagte Ferlemann. Dieses strategische Vorgehen bedeute in der Folge, dass man Aus- und Neubauprojekte auf die Beseitigung von Engpässen und die Hauptachsen konzentriere. Der neue Bundesverkehrswegeplan soll Ende 2015 vorgestellt und im Kabinett beschlossen werden. Dafür werden jetzt noch weitere Prognosen für andere Verkehrsträger und -räume eingeholt, hieß es weiter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort