Schwimmende Galerie vor Industriedenkmal

Reden · Schon mal in einer schwimmenden Skulptur gewesen? Am Sonntag wird das möglich. Der Saarbrücker Bildhauer Martin Steinert hat seinem Kollegen, dem Maler Michael Siffrin, einen „Kunstraum“ in den Redener Wassergärten gebaut.

 Der Saarbrücker Bildhauer Martin Steinert in seiner Raumskultpur, die ein Jahr lang in den Wassergärten auf dem früheren Grubengelände in Landsweiler-Reden schwimmen wird. Foto: Engel

Der Saarbrücker Bildhauer Martin Steinert in seiner Raumskultpur, die ein Jahr lang in den Wassergärten auf dem früheren Grubengelände in Landsweiler-Reden schwimmen wird. Foto: Engel

Foto: Engel

. Sie ist eine zerbrechliche Riesin und schwebt über den Wassern. Die "Raumskulptur" des Saarbrücker Bildhauers Martin Steinert wirkt, als sei sie vom Himmel in das Redener Wasserbecken gestürzt oder als sei sie dort organisch gewuchert. 4000 Schrauben halten sie zusammen. Ihre Licht- und Luft-durchflutete Außenhaut, ein Gespinst, bilden Dachlatten-Riemchen aus Fichtenholz - 1200 Meter hat Steinert verbaut. Am Sonntag soll die Tunnel-Röhre begehbar sein, soll eine Open-Air-Ausstellung des Saarbrücker Künstlers Michael Siffrin beherbergen, der die Entstehung der Skulptur malerisch begleitet hat. "Ich bau dir eine Galerie", dieser Satz Steinerts stand am Anfang des Projektes mit dem Titel "GegenOrt". Es ist die erste nennenswerte Kunstunternehmung im "Garten Reden" - ein Anfang, der Maßstäbe setzt.

Steinerts Skulptur nimmt einen spannungsgeladenen ästhetischen Dialog mit der Industriearchitektur auf. "Ich wollte keine Konfrontation herstellen", sagt Steinert. Vielmehr wiederholt, variiert und bricht sein Kunstwerk die Geometrie und Starre der monumentalen Stahlskelett-Konstruktion, die im Hintergrund steht - die ausgehöhlte frühere Kohleverlade-Station. Licht, Schatten und Spiegelungen komponieren ein reizvolles Bild. Steinert hat übrigens bereits im Vorjahr ein ähnliches Freiluft-Projekt im deutsch-französischen Garten realisiert, eine Skulptur findet sich zudem im Quartier am Saarbrücker Eurobahnhof - städtisch geförderte Kunst.

Dem hingegen macht das Redener "GegenOrt"-Projekt vor, wie man dank privater Initiative mit weniger Geld ebenfalls große Wirkung erzielen kann. Der aus Schiffweiler stammende Thomas Kraemer verfolgt seit Jahren die Idee eines Skulpturenweges, der von Reden über Itzenplitz und Heinitz bis Neunkirchen reicht. Kraemer nahm Kontakt zu dem in Merchweiler aufgewachsenen Steinert auf, stellte dann Kontakte vor Ort her, zur Grundstückseigentümerin LEG Saar GmbH, der Tourismuszentrale des Landkreises, zur Gemeindeverwaltung und zu einem Sponsor, einer örtlichen Baumaterial-Firma. Alle beteiligten sich mit einer überschaubaren vierstelligen Summe. Und deshalb gibt es ihn nun, den "Kunstraum im Wassergarten Reden", einem für das Saarland selten authentischen Park, der immer noch viel zu wenig bekannt ist.

Stille Becken oder laut rauschende Wasserfälle nehmen das Oberflächenwasser des Grubenareals wie auch das 32 Grad warme Unter-Tage-Grubenwasser auf. An kalten Tagen steigen magische Nebelschwaden auf. An diesem Ort, der Funktion und Gesicht verändert hat, wird die Steinert-Skulptur ein Jahr bleiben. Die Natur soll auch sie transformieren, womöglich überwuchern oder zerstören. Zerfall und neues Wachstum, das sind die Redener, die Strukturwandel-Themen. Wie schön, wenn Kunst sie in eine andere Sphäre trägt.

www.gegenOrt.org

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Auf einen BlickAm Sonntag, 13. April, dient die Steinert-Skulptur, die auf dem Wasser liegt, als Open-Air-Galerie. Sie ist zwischen elf Uhr (Vernissage) und 18 Uhr begehbar. Gezeigt werden malerische Arbeiten Michael Siffrins. Zeitgleich findet im Zechenhaus/Verlesesaal eine Ausstellung mit weiteren Arbeiten Siffrins und Steinerts wie auch mit Fotografien André Mailänders statt, die "GegenOrt" dokumentieren. Die Ausstellung ist bis 5. Mai zu sehen (geöffnet Dienstag bis Sonntag, zehn bis 18 Uhr) und wird am Sonntag, 18 Uhr, eröffnet. Am 27. April gibt es im Verlesesaal eine Midissage mit Katalogvorstellung (18 Uhr). ce

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