Sonja Ruf Erotische Literatur aus Sicht einer begehrenden Frau

Saarbrücken · Zwei junge Frauen verbringen in einer alten Mühle einige Sommerwochen voller Liebesglück und Arbeit. Beide versuchen ihr Talent gewinnbringend zu verkaufen: Die eine schreibt als Ghostwriterin für eine Unternehmerin, die andere, eine rumänische Malerin, soll mit ihren Bildern einer Geschäftsfrau zu Künstlerinnen-Ruhm verhelfen, wird am Ende jedoch übers Ohr gehauen.

 Schriftstellerin Sonja Ruf hat mittlerweile neun Erzählbände und Romane veröffentlicht.

Schriftstellerin Sonja Ruf hat mittlerweile neun Erzählbände und Romane veröffentlicht.

„Geschichten vom glücklichen Scheitern“ wollte Sonja Ruf eigentlich ihr neues Buch mit Erzählungen und Gedichten nennen. Denn so wie die Titelgeschichte „Die Liebenden von Starbitz“ erzählen ihre Texte alle von erotischen Begegnungen, die von kleineren oder größeren Tragödien durchkreuzt werden, die am Ende jedoch sogar etwas Gutes haben.

Sonja Rufs eigener Werdegang als Schriftstellerin lässt sich hingegen nicht anders als glückliches Gelingen bezeichnen. Die gebürtige Pforzheimerin (Jahrgang 1967), die 2012 der Liebe wegen nach Saarbrücken zog, wurde 1996 mit dem Manuskript für ihren ersten Roman „Evas ungewaschene Kinder“ gleich zum Klagenfurter Literaturwettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis eingeladen. Seitdem hat sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien für Aufenthalte im In- und Ausland bekommen, mit denen sie ihre weiteren Buchprojekte finanzieren konnte.

Neun Erzählungsbände und Romane sowie etliche Beiträge für Anthologien und Zeitschriften hat Sonja Ruf bisher veröffentlicht, erschienen bei Rowohlt, dtv und vor allem Claudia Gehrkes Tübinger Konkursbuchverlag, der bekannt ist für anspruchsvolle Literatur und in der Erotik und Sexualität einen wichtigen Platz einnimmt. Das ist auch bei Sonja Ruf der Fall. „Selbstverständlich“ findet sie das. Denn warum sollte man Erotik aussparen? So wie Hunger, Durst, Lust auf Erkenntnis sei sie doch der Motor, der uns im Leben antreibe. „Freude an der Leiblichkeit und die Dämonie des gliederlösenden Eros – eine erotische Welt jenseits der einsortierten Sexualitäten und frei von Life-Style-Zwängen“, lobte etwa der Zeit-Kritiker Ulrich Greiner Ruf dafür.

„Ich schreibe aus der Perspektive der begehrenden Frau, ich interessiere mich nicht dafür, wie der Mann mich wahrnimmt“, bringt die Autorin selbst auf den Punkt, was in der heutigen Literatur, allem Feminismus zum Trotz immer noch außergewöhnlich ist.

Schon als Kind, noch bevor sie schreiben konnte, erzählte Sonja Ruf Geschichten, schon mit elf schrieb sie: „Ich werde Schriftstellerin“ in ihr Tagebuch, das sie konsequent bis heute führt. „Man bekommt durch ein Tagebuch einen klareren Blick auf das Leben“, ist sie überzeugt. Mit dieser Klarheit verfolgte sie denn auch ihr Berufsziel. Ihre Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin, die Arbeit im Lektorat, die freie Mitarbeit bei einer Tageszeitung, die Aufnahme eines Geschichtsstudiums - all das diente nur der Sammlung von Erfahrungen, der Existenzsicherung, bis sie mit Erscheinen ihres ersten Romans sicher war, vom Schreiben leben zu können. Als sie nach Lebensstationen im Schwarzwald, in Frankfurt und Leipzig 2012 nach Saarbrücken kam und in der Auslage einer Buchhandlung gleich zwei ihrer Bücher entdeckte, empfand sie das wie einen Willkommensgruß. Inzwischen sei sie hier angekommen, gibt in der Frauengenderbibliothek kreative Schreibkurse, die immer ausgebucht sind, machte noch eine Ausbildung als Erzieherin und arbeitet Teilzeit in einer Kita, geht auf Lesereisen. Doch das wichtigste ist ihr, sagt sie, genug Zeit zu haben, zum Lesen, Nachdenken und zum Schreiben.

Am Montag, 10. September um 20 Uhr liest  Sonja Ruf im Saarländischen Künstlerhaus, aus ihrem neuen Buch „Die Liebenden von Starbitz“.

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