Schöpfer verkannter Schönheit

Saarbrücken. "Es gibt zur denkmalgerechten Erhaltung keine vernünftige Alternative", erklärt Bildungs- und Kulturminister Ulrich Commerçon und macht damit eine klare Ansage: Das von dem französischen Architekten Georges-Henri Pingusson einst als Französische Botschaft errichtete Gebäude und heutige Kultusministerium wird nicht abgerissen

 Ein Blick auf den Haupteingang des demnächst ehemaligen Ministeriums. Foto: Bilderwerk

Ein Blick auf den Haupteingang des demnächst ehemaligen Ministeriums. Foto: Bilderwerk

Saarbrücken. "Es gibt zur denkmalgerechten Erhaltung keine vernünftige Alternative", erklärt Bildungs- und Kulturminister Ulrich Commerçon und macht damit eine klare Ansage: Das von dem französischen Architekten Georges-Henri Pingusson einst als Französische Botschaft errichtete Gebäude und heutige Kultusministerium wird nicht abgerissen. Eine kleine Ausstellung auf Initiative des Deutschen Werkbunds Saar im Festsaal des Hauses zeigt, warum.

Das von 1950 bis 1954 errichtete Gebäude - mit einem schmalen, mehrgeschossigen Verwaltungstrakt und dem angeschlossenen Botschaftsteil im Grundriss einer Schlossanlage - bildete die Nachhut des längst gescheiteren Plans vom Wiederaufbau Saarbrückens als Idealbild einer modernen Metropole. In Folge der Saar-Abstimmung von 1955 und dem Scheitern des Plans einer "Montanhauptstadt Saarbrücken" zog 1960 das Kultusministerium ein. In ein paar Monaten zieht es aus, und das Anwesen, an dem der Zahn der Zeit unerbittlich nagt, wird renoviert.

Für ein Gebäude, das seit 1985 unter Denkmalschutz steht, klingt das selbstverständlich - ist es aber nicht. Von Abriss war die Rede bei einem Gebäude, das "nicht auf den ersten Eindruck das geliebteste" ist, weiß Marlen Dittmann, Vorsitzende des Deutschen Werkbunds Saar, "weil die wenigsten hier drin gewesen sind". Eine kleine Werkschau über Pingusson skizziert anhand von Fotografien, Modellen und Texttafeln dessen Bedeutung im Kontext seiner Zeit in Saarbrücken und Lothringen. Vor allem aber ist sie Anlass für einen Hausbesuch, denn "das Gebäude ist die eigentliche Ausstellung. Wir haben ein wenig dekoriert", fügt sie hinzu. "Nur was man kennt, kann man schätzen", begründet Dittmann die Absicht der Ausstellung und meint: Erhalten. Frédéric Joureau, französischer Generalkonsul im Saarland, bekennt: "Ich bin sicher, dass die Landesregierung dieses Symbol mit einer kompletten Renovierung erhalten wird."

Dieses "Denkmal der Zeitgeschichte", so der Hausherr, wird bleiben; auch wenn es "kein leichtes Unterfangen" ist, zu klären, was danach mit dem Gebäude geschieht. Nicht zuletzt, um der "Vorverurteilung entgegenzuwirken", beweist er großes Engagement für das Gebäude und erinnert daran, dass bei dem Umbau der Alten Post als neue Bleibe des Kultusministeriums niemand nach den Kosten fragt. Auch könne man das Haus nicht nach Belieben umnutzen, daher wolle er, so Commerçon, mit allen Verantwortlichen, "verschiedene Nutzungsoptionen diskutieren". So scheint am "französischsten Ort des Saarlandes," so sagt es der um keine pathetische Floskel verlegene Jean-Philippe Donzé, Präsident der lothringischen Architektenkammer, alles ganz im Sinne der Architektur zu sein. Sei diese doch "eine ausgestreckte Hand zum anderen". Und Pingusson habe beide Hände ausgestreckt, fügt Donzé hinzu. Jetzt hat man sie spät, aber nicht zu spät im Dialog ergriffen, nicht nur über Ländergrenzen hinweg.

Ausstellung bis zum 28. April. Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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