"Schönheit gehört zum Beruf"

"Chéri" spielt im luxuriösen Ambiente der Pariser "Belle Epoque". Würden Sie gerne in dieser Welt leben?Pfeiffer: Nein, ich bevorzuge das Hier und Jetzt. Ich glaube, wir sind heute glücklicher als die Frauen damals. Wir haben mehr Möglichkeiten und eine größere Freiheit

"Chéri" spielt im luxuriösen Ambiente der Pariser "Belle Epoque". Würden Sie gerne in dieser Welt leben?

Pfeiffer: Nein, ich bevorzuge das Hier und Jetzt. Ich glaube, wir sind heute glücklicher als die Frauen damals. Wir haben mehr Möglichkeiten und eine größere Freiheit.

Dennoch scheinen die Kurtisanen damals ein höheres gesellschaftliches Ansehen genossen zu haben als die Prostituierten von heute.

Pfeiffer: Ich glaube nicht, dass der Unterschied zwischen einer Kurtisane und einer Edelprostituierten von heute sehr groß ist. Diese Frauen waren für die damalige Zeit sehr unabhängig, aber sie waren nicht in allen gesellschaftlichen Kreisen akzeptiert.

"Chéri" erzählt von verdrängten Gefühlen und Leidenschaften. Ist es vor dem Kontrast einer historischen Kulisse ohne die Ablenkungen der Gegenwart einfacher, die Emotionen einer Figur herauszuarbeiten?

Pfeiffer: Nein, schwerer. Das Verhalten der Menschen war damals sehr viel schwerer zu durchschauen. Heute gehen wir direkter mit unseren Gefühlen um. Die Menschen am Anfang des 19. Jahrhunderts lebten sehr verhalten. Es ging um Anstand, was sich gehört und was nicht. Die Herausforderung dieses Films war es, die Gefühle so zu verstecken, dass sie für das moderne Publikum dennoch sichtbar und verständlich bleiben. Es ist schwer, diesen Ton zu treffen.

"Chéri" ruft natürlich Erinnerungen an Ihre letzte Zusammenarbeit mit Stephen Frears in "Gefährliche Liebschaften" 1988 wach. Wie hat sich das Filmgeschäft seitdem verändert?

Pfeiffer: Es gibt heute mehr Möglichkeiten, einen Film auf die Beine zu stellen. Damals gab es nur die großen Studioproduktionen und eine Hand voll unabhängig produzierter Filme. Heute sind das Spektrum und die Möglichkeiten der Finanzierung sehr viel breiter.

Was hat sich für Sie persönlich seitdem verändert?

Pfeiffer: Auf jeden Fall war ich sehr viel jünger damals und noch keine Mutter. Mein Leben bestand damals fast ausschließlich aus meiner Arbeit.

In "Chéri" geht es auch darum, dass schwindende Schönheit im Alter die berufliche Existenz verändert. Wie haben Sie das selbst erlebt?

Pfeiffer: Für Léa gehört Schönheit zum Beruf. Als sie merkt, dass ihre Schönheit verblüht, weiß sie auch, dass ihr die Arbeit ausgehen wird. Diese Angst hatte ich nie. Ich bin in vergangenem Jahr 50 geworden. Darauf habe ich mich nicht gefreut, weil dieses Alter besonders für Frauen stigmatisiert ist. Aber dann kam und ging der Geburtstag, es war keine große Sache. Mit 50 wird einem klar, dass die eigene Zeit endlich ist. Das schärft das Bewusstsein für die Dinge, die man erreicht hat. Ich fühle mich gesegnet mit meinem Leben.

Das heißt, Sie fühlen sich nicht wie manche Kolleginnen als Opfer des Schönheitskults?

Pfeiffer: Ich hasse es, mich mehrere Monate vor Drehbeginn immer wieder fit machen zu müssen. Sicher ist die ganze Welt und ganz besonders die amerikanische Kultur von der Jugendlichkeit besessen. Aber auf der anderen Seite haben Frauen heute sehr viele Möglichkeiten. Gerade in den letzten Jahren sind immer mehr Frauen in Machtpositionen gekommen. Da hat sich einiges zum Positiven entwickelt.

"Chéri" startet morgen in der Camera Zwo (Sb). Kritik in unserer beilage treff.region.

AUF EINEN BLICK

Fast ein Dutzend Filme läuft morgen neu in den Kinos der Region an. Im Saarbrücker Filmhaus startet eine schöne Geschichte um einen Großstadtmenschen auf dem Land, um Einsamkeit und Sehnsüchte: "Der Dorflehrer" von Bohdan Slama aus Tschechien. Außerdem im Filmhaus: "Rohtenburg", ein unspektakulärer Horrorfilm von Martin Weisz, inspiriert von dem wahren Fall des "Kannibalen von Rotenburg", sowie "32 A - It's a girl thing" von Marian Quinn, eine feine, kleine Teenagergeschichte aus Irland. Ums Erwachsenwerden und die erste Liebe geht es auch in der französischen Komödie "Lol - Laughing out loud" von Lisa Azuelos mit Sophie Marceau als Mutter und dem jungen Talent Christa Theret als Schülerin Lola. Enttäuschend: Die schrille Klamotte "Year One" von Harold Ramis und das Familiendrama "Beim Leben meiner Tochter". tr

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