Schmuggel Hasborn Schmuggler am Fuße des Schaumbergs

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Hasborn-Dautweiler am Fuße des Schaumbergs nicht mitten im Saarland lag, sondern ein Grenzort war. In dieser Zeit war Schmuggeln für viele Bewohner ein „Volkssport“.

 Bei der Grenzsteinwanderung des Historischen Vereins Hasborn-Dautweiler wurden alte Schmugglergeschichten erzählt.

Bei der Grenzsteinwanderung des Historischen Vereins Hasborn-Dautweiler wurden alte Schmugglergeschichten erzählt.

Foto: GMLR

Heute liegt Hasborn-Dautweiler, ein rund 2.600 Einwohner zählender Ortsteil der Gemeinde Tholey, mitten im Herzen des Saarlandes. Das war nicht immer so: Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war Hasborn-Dautweiler ein Grenzort des seit 1920 unter Verwaltung des Völkerbundes stehenden Saargebiets.

Die Nachbarorte Krettnich, Mettnich und Mühlfeld (sie wurden 1930 zum Ort Primstal zusammengelegt) gehörten dagegen zu Deutschland. Entlang der Grenze wurden Zollhäuser gebaut. Dort versahen deutsche und französische Zöllner, Käppigrenzer genannt, ihren Dienst. Für viele Einwohner von Hasborn-Dautweiler wurde damals Schmuggeln zum Volkssport.

Der Historische Verein Hasborn-Dautweiler hat sich dieser spannenden Episode der Geschichte angenommen und auch schon eine „Grenzsteinwanderung“ entlang der damaligen Grenze des Saargebiets durchgeführt. „Die ging von Überroth, Lindscheid über Hasborn bis nach Theley“, berichtet Herbert Jäckel vom Vorstand des Vereins.

Vorgelesen wurden dabei allerlei Schmugglergeschichten von Personen aus Hasborn, die diese von ihren Eltern oder Großeltern erzählt bekamen. Der Historische Verein hat die Geschichten aufgeschrieben und archiviert. Sie vermitteln ein lebhaftes Bild von der schwierigen Nachkriegszeit und vom Einfallsreichtum der Menschen unserer Region. „Der Schmuggel kam zustande, weil gewisse Waren wie beispielsweise Zigaretten im Saargebiet bedeutend günstiger waren. Andere wie Eisenwaren oder Luxusgüter waren dagegen im Deutschen Reich günstiger“, erzählt Jäckel.

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Foto: SZ/User, gmlr08

Der rege Schmuggel führte zu kuriosen Begebenheiten. So erzählte eine Frau, dass der Mann ihrer Tante einem französischen Soldaten die Wohnung kündigte, nachdem dieser die Tante beim Schmuggeln erwischte und dies meldete. In einer anderen Erzählung wird von einer besonders raffinierten Art des Schmuggels berichtet: Frauen stachen am Feldrand entlang der Grenze Disteln. Wenn die Zöllner, die sie ständig im Blick hatten, sie mal nicht beobachteten, liefen sie nach Mettnich, wo sie so viel kauften, wie in ihre Schürzen passte. Sie versteckten diese Schmuggelware dann unter dem vorher ausgekippten Distelhaufen. Danach traten sie ganz unschuldig aus dem Wald, um seelenruhig weiter Disteln zu stechen. Abends wurden die geschmuggelten Güter mit nach Hause genommen. sem

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