Serie Kirchenporträt Schlicht gehaltene Saalkirche lädt zur Stille ein

Lebach-Falscheid · Die katholische Filialkirche St. Josef Falscheid gibt es seit 1937.

 Die Falscheider Kirche St. Josef ist ein kompakter Rechteckbau mit über 30 Meter hohem Turmgeschoss (links). Der Tabernakel (Mitte) mit farbenfroher Symbolik war 1961 ein Geschenk des damaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Röder. Im schlichten Altarraum steht dieser Tage noch eine urtümliche Weihnachtskrippe aus getrockneten Eichenwurzeln.

Die Falscheider Kirche St. Josef ist ein kompakter Rechteckbau mit über 30 Meter hohem Turmgeschoss (links). Der Tabernakel (Mitte) mit farbenfroher Symbolik war 1961 ein Geschenk des damaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Röder. Im schlichten Altarraum steht dieser Tage noch eine urtümliche Weihnachtskrippe aus getrockneten Eichenwurzeln.

Foto: Dieter Lorig

Der etwa 500 Einwohner zählende Lebacher Stadtteil Falscheid hat seit über 80 Jahren eine eigene Kirche. Das 27 Meter lange und elf Meter breite Gotteshaus bietet innen Platz für 230 Gläubige. Es wurde von dem Saarbrücker Architekten A. Guckelsberger geplant. Der Altarraum ist überbaut mit einem über 30 Meter hohen Turmgeschoss. Darunter läuten seit 1960 drei Glocken, die den Heiligen Josef, Maria und Wendalinus geweiht sind. „Wir haben ein schlichtes und schnörkelloses Gotteshaus, das zur Stille einlädt“, erzählt Josef Heinrich bei der Besichtigung der Kirche gemeinsam mit Manfred Jungmann. Heinrich ist seit 48 Jahren in den örtlichen Pfarrgremien tätig. Der 82-jährige Manfred Jungmann engagierte sich über Jahrzehnte im Falscheider Pfarrgemeinderat. Falscheid gehört zum Pfarreienverband Lebach.

„Viele Dorfbewohner halfen 1935 beim Bau der Kirche tatkräftig mit oder spendeten Geld“, erläutert Heinrich (76). Für den damals weniger als 200 Einwohner zählenden Ort sei der Kirchenbau eine besondere Herausforderung gewesen. „Das Geld für den Neubau war knapp, sodass unsere Kirche nach ihrer Segnung am 20. Juni 1937 durch den Saarlouiser Dechant Josef Spengler erst 20 Jahre später komplett fertig gestellt werden konnte“, erzählt Jungmann.

„Weil die 1844 erbaute kleine Kapelle im Ort zu klein wurde, trieb der Kapellen-Bauverein 1935 den Neubau einer Kirche voran“, berichtet Jungmann weiter. Am 1. September 1935 erfolgte die Grundsteinlegung. Dies dokumentiert der Grundstein mit der Aufschrift „Lapis primarius 1935“ am Eingang der rechten, kapellenartigen Nische des Chorraumes der Kirche. Innen ist die Kirche geprägt von einem gestrafften Saalcharakter, und starke Holzbalken, die zur Dachkonstruktion gehören, teilen das Tonnengewölbe in einzelne Abschnitte, dies schreibt der Lebacher Heimatforscher Benno Müller über die Architektur der Kirche im historischen Kalender Lebach von 2009. Der Chorraum ist ausgelegt mit den legendären Solnhofener Naturkalksteinfliesen. Vor über 30 Jahren wurde der schlichte Zelebrieraltar aus verputzten Steinen auf Initiative des Diözesanbaumeisters Alois Peitz neu aufgestellt.

Eine Stehle an der Rückseite des Chorraums trägt den Tabernakel. Er ist frontseitig mit einem goldenen Kreuz sowie Glas- und Keramik-Kunst in farbenprächtiger Symbolik gestaltet. „Der Tabernakel war 1961 ein Geschenk unseres ehemaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Röder“, bestätigt Heinrich. Blickfang am Ende des Altarraums ist ein zirka drei Meter hohes Christuskreuz aus Holz mit ungewöhnlichen Proportionen. Der Längsbalken ist etwa doppelt so lang wie das Querholz. Das Kreuz trägt das ewige Licht und stammt noch aus der alten Falscheider Kapelle.

„Die Rundbogenfenster im Chorraum und die romanisierenden Fenster im Kirchenschiff enthalten schlichte Symbole und wurden von Gläubigen mit jeweils 800 Mark gesponsert“, sagt Jungmann. Von künstlerisch hohem Wert sind die Kreuzwegstationen im Kirchenschiff. Das sind Holzschnitte der gehörlosen Münchner Bildhauerin Ruth Schaumann, die 1932 für die Merchinger Kirche erstellt und von denen einige im Krieg zerstört wurden. Prälat Artur Lillig erwarb die unbeschädigten Stationen und ließ den Kreuzweg 1961 durch die Bildhauerin Schaumann komplettieren.

Rechts und links vor dem Altarraum symbolisieren kolorierte Gipsstatuen die Heiligen Maria und Josef. Handgeschmiedete Kerzenständer im Kunstdesign komplettieren den Chor. Das über der Empore verbaute Rosettenfenster mit dem Symbol der heiligen Barbara ist eine Stiftung des früheren Bergmannsvereins Reisweiler. Die außermittig auf der Empore platzierte Orgel der Firma Hugo Mayer wurde 1996 installiert und verfügt über zwölf Register, verteilt auf zwei Manuale und ein Pedal. „Unsere Kirche wurde zuletzt von 1986 bis 1992 mit einem Kostenaufwand von 1,4 Millionen Euro und unter Mithilfe vieler Pfarrangehörigen nach Vorgabe des Architekten Toni Laub von Grund auf renoviert und stabilisiert“, erzählt Jungmann. Besonders sehenswert ist eine urtümliche Krippe aus getrockneten Eichenwurzeln, die jedes Jahr zu Weihnachten von der Falscheider Familie Groß-Riehm in der Kirche aufgebaut wird.

Auf der Seite Momente stellt die Saarbrücker Zeitung im Wechsel Kirchen und Lebenswege Verstorbener vor.

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