Schlicht gefragt, gut pariert

Saarbrücken. Das Sofa sollte ein Grill sein, auf dem der Gastgeber seinen Gast mit provokanten Fragen einheizen wollte. Doch das Sofa ist eine Leihgabe der Sammlung Kohl-Weigand, die auch den Grundstock der Modernen Galerie bildet

 Gewiefter Gast: Meinrad Maria Grewenig. Foto: Rolf Ruppenthal

Gewiefter Gast: Meinrad Maria Grewenig. Foto: Rolf Ruppenthal

Saarbrücken. Das Sofa sollte ein Grill sein, auf dem der Gastgeber seinen Gast mit provokanten Fragen einheizen wollte. Doch das Sofa ist eine Leihgabe der Sammlung Kohl-Weigand, die auch den Grundstock der Modernen Galerie bildet. Die Einladung auf das ins Saarbrücker Künstlerhaus war daher ein Heimspiel für Meinrad Maria Grewenig, einst zweiter Mann im Saarlandmuseum, heute Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte und derzeit geschäftsführender Vorstand der Stiftung Saar-Kulturbesitz.Dabei hätte die aktuelle Künstlerhaus-Sofa-Runde sogar amüsant werden können, hätte der Gastgeber, SR-Redakteur Rainer Petto, nur an den richtigen Stellen nachgehakt. Zum Beispiel, wann Grewenig sein zweiter Vorname "Maria" nutzte. Doch Randbemerkungen, Anspielungen und Seitenhiebe wurden hier überhört oder gar nicht erst bemerkt. Etwa, als Grewenig auf Ankäufe zu sprechen kam, und dass es dabei wichtig sei, "dass man mit Geld umgehen kann." Dass man sehr wohl als Kunsthistoriker auch einen Museumsbau bewältigen könne. "Es gibt Profis", beschied Grewenig, mit denen man arbeiten könne.

Naiv, wer erwartet hatte, dass ausgerechnet auf dem Künstlerhaus-Sofa die Fetzen fliegen und Grewenig den beurlaubten Stiftungschef Ralph Melcher, den er beerbt hat, und andere in den verunglückten Museumsbau Involvierte attackiert, seinen Professorentitel rechtfertigt, sein Gehalt als Weltkulturerbechef offen legt oder gar über die Praxis der Spesenabrechnungen in Völklingen Auskunft gibt. Beim Tennis nennt man so was Aufschlag von unten, wenn ein unerfahrener Spieler seinem Gegenspieler den Ball serviert und der ihn - ganz Profi - locker in einen Punkt verwandelt. Demgemäß fand hier eine kostenlose Trainerstunde statt, die lehrte, wie man auf provokativ getrimmte Fragen reagiert: Bei plumper Anmache ahnungslos und höflich bleiben, ansonsten pragmatisch-moderat antworten und dabei aufs Freundlichste Kritik üben, ohne dass diese so klingt.

Derart geleitet, hatte am Ende der Moderator doch noch sein zu Beginn anvisiertes Ziel erreicht: Er wolle verstehen, wie sein Gast agiere. Grewenig schaffe es, so eine Stimme aus dem Publikum "das Negative ins Positive umkehren." So kennt man den Medienprofi Grewenig. Und so endete eine auch für den Moderator außerordentliche Lehrstunde auf dem Saarbrücker Sofa. sg

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort