Schlecker schließt jede zweite Filiale

Ehingen/Saarbrücken. Die insolvente Drogeriekette Schlecker schließt jede zweite Filiale und streicht fast die Hälfte der Arbeitsplätze: 11 750 Beschäftigte müssen um ihren Job bangen. Lediglich rund 13 500 Arbeitsplätze bleiben in Deutschland erhalten. Das kündigte gestern der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz an

Ehingen/Saarbrücken. Die insolvente Drogeriekette Schlecker schließt jede zweite Filiale und streicht fast die Hälfte der Arbeitsplätze: 11 750 Beschäftigte müssen um ihren Job bangen. Lediglich rund 13 500 Arbeitsplätze bleiben in Deutschland erhalten. Das kündigte gestern der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz an. "Das ist ein überlebensnotwendiger Einschnitt", sagte er.Von den einstmals rund 6000 Geschäften der Stammmarke des Familienkonzerns aus dem schwäbischen Ehingen sollen nur rund 3000 fortgeführt werden. Schon in jüngster Zeit wurden zahlreiche Filialen dicht gemacht.

Geiwitz kündigte Verhandlungen mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften über einen Sozialplan an. Ausgenommen von den harten Einschnitten sei zunächst die Tochter "Ihr Platz" mit ihren rund 6000 Arbeitsplätzen und rund 660 Filialen.

Welche Filialen im Saarland von der Schließung betroffen sind, ist noch völlig offen. Bisher sei das Gesamtkonzept noch nicht auf die Regionen heruntergebrochen, sagte der Verdi-Landesvorsitzende Alfred Staudt. Die Gewerkschaft hat angekündigt, für die Schlecker-Mitarbeiter zu kämpfen. Jetzt müsste ein glaubwürdiges Konzept erarbeitet werden, forderte Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Seit Beginn der Woche sei eine Ideenbörse für Betriebsräte ins Leben gerufen worden. "Wir werden um jede einzelne Existenz kämpfen", sagte Nutzenberger. Für Morgen Abend lädt Verdi-Saar Schlecker-Beschäftigte zu einer Mitgliederversammlung "bei der wir informieren, Ängste nehmen und Fragen aufnehmen wollen", wie Staudt sagte.

Gleiwitz zufolge ist die Lage im Konzern schlechter als erwartet. "Die Analyse des Schlecker-Konzerns fällt in gewisser Weise dramatisch aus", sagte Geiwitz. In den vergangenen Jahren habe Schlecker hohe Verluste eingefahren, allein 2011 seien es rund 200 Millionen Euro gewesen. Pro Monat habe die Kette zuletzt zweistellige Millionenverluste eingefahren. Mit Blick auf die branchenüblichen Bruttoumsatzzahlen habe Schlecker 2011 noch rund fünf Milliarden Euro erlöst, netto nur knapp vier Millionen.

Ziel sei nun, im April ohne Verluste ins Insolvenzverfahren zu starten. Dabei müssten sowohl die Lieferanten, andere Gläubiger wie Mieter und nicht zuletzt die Mitarbeiter befriedigt werden. Die Familie bleibe im Boot, aber ihre zukünftige Position sei noch völlig offen. Schlecker hatte am 23. Januar Insolvenz beantragt, kurz danach folgte die Tochter "Ihr Platz". Ende März soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Gleiwitz strebt an, externes Geld ins Unternehmen zu holen. Dafür sei eine Investmentbank eingeschaltet worden. dpa/jwo

Foto: dapd

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort