Schlecker ist Geschichte

Ulm. Die Drogeriemarktkette Schlecker ist Geschichte. Die Schlecker-Gläubiger haben gestern wie erwartet das endgültige Aus des einstigen Marktführers beschlossen, wie Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz nach dem Treffen in Ulm mitteilte. Eine Fortführung sei nicht mehr zu vertreten gewesen. Die Kündigungen der noch 13 200 Mitarbeiter sollen zum Ende des Monats rausgehen

Ulm. Die Drogeriemarktkette Schlecker ist Geschichte. Die Schlecker-Gläubiger haben gestern wie erwartet das endgültige Aus des einstigen Marktführers beschlossen, wie Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz nach dem Treffen in Ulm mitteilte. Eine Fortführung sei nicht mehr zu vertreten gewesen. Die Kündigungen der noch 13 200 Mitarbeiter sollen zum Ende des Monats rausgehen. Bei einer ersten Schließungswelle hatten schon 11 000 Mitarbeiter ihren Job verloren. Insgesamt würden sich die Forderungen der Gläubiger inzwischen auf 665 Millionen Euro belaufen. Geiwitz geht davon aus, dass es am Ende etwa 800 Millionen sein werden.Rund 5000 Beschäftigte der beiden Schlecker-Töchter Ihr Platz und Schlecker-XL müssen weiter bangen. Der geplante Verkauf an den Münchner Investor Dubag zieht sich hin. Die Gläubigerversammlung beschloss, den Betrieb fortzuführen, bis dieser an einen Investor übertragen werden kann. Wie der zuständige Insolvenzverwalter Werner Schneider mitteilte, gibt es bereits den Entwurf eines Kaufvertrags. Er sei aber noch nicht unter Dach und Fach. Das Geschäft hänge noch von der Zustimmung des Kreditversicherers Euler Hermes ab.

Geiwitz sagte, er gehe davon aus, dass sich die Parteien einigen. Allerdings könnte der Deal laut "Wirtschaftswoche" noch platzen. Grund sei ein Streit über den Wert der Regalware. Dabei gehe es um den Preis, den die Dubag für die in Lagern und Filialen vorhandenen Waren von Ihr Platz und Schlecker-XL bei der Übernahme zahlen soll. Euler Hermes wolle mehr Geld als zunächst vereinbart. "Dieser Vorwurf ist falsch", sagte der Euler-Hermes-Sprecher. Vielmehr "fehlen noch Informationen seitens des Investors, wie die Finanzierung gesichert werden soll".

Vor dem Versammlungsort demonstrierten Hunderte Verkäuferinnen des einstigen Branchenprimus. Die Verdi-Landesvorsitzende Leni Breymaier sagte: "Was hier passiert, ist eine Katastrophe für die Schlecker-Frauen und Schande für die soziale Marktwirtschaft." Sie forderte Hilfen wie etwa einen Sonderfonds bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) oder Geld für Transfergesellschaften. Die BA sieht hingegen gute Jobchancen für die vor der Entlassung stehenden verbliebenen Mitarbeiter und hält gesonderte Instrumente nicht für nötig. "Wir haben gerade im Einzelhandel eine hohe Dynamik", sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt der "Zeit".

Unterdessen nahm Geiwitz Firmenpatriarch Anton Schlecker in Schutz und wies Berichte zurück, wonach der frühere Chef der Drogeriekette womöglich viel Geld beiseitegeschafft habe. Kritiker könnten der Familie vieles vorwerfen - etwa, dass sie zu spät auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten reagiert habe. "Nicht aber die Rettung von Vermögen in großem Stil", sagte der Insolvenzverwalter. Schlecker habe zwischen 2008 und 2011 mehrere Hundert Millionen Euro in das kriselnde Imperium gesteckt. "Durch einen Wechsel der Rechtsform weg vom eingetragenen Kaufmann hätte Anton Schlecker viel mehr Vermögen retten können", sagte Geiwitz. dpa/dapd

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