Schiller und Kleist neu auf DVD: „Die Räuber“ und der „Kohlhaas“

Saarbrücken · Diese "Räuber " waren in der Tat flüchtig: Die freie Schiller-Adaption von Klaus Hoffmann und Pol Cruchten aus Luxemburg hatte das diesjährige Ophüls-Festival im Januar eröffnet und war dann nur kurz in wenigen Kinos zu sehen - schade.

Jetzt kommen die Mohr-Brüder, die hier ins Luxemburger Bankenwesen von heute transportiert sind, ins Heimkino. Die Mischung aus Familiendrama, Bruderzwist, Sozialkritik und Actionkrimi hat ihren Reiz, auch wenn man sich an die etwas sterile deutsche Synchronisierung gewöhnen muss. Maximilian Schell spielt in "Die Räuber " seine letzte Rolle als Familienpatriarch mit viel melancholischem Pathos. (Erschienen bei Lighthouse.)

1969 hat Regisseur Volker Schlöndorff Heinrich von Kleists "Michael Kohlhaas" ins Kino gebracht; anders als die obigen "Räuber " nicht als moderne Adaption, sondern als historische Verfilmung, mit viel Aufwand - als eine politische Pferde-Oper aus dem 16. Jahrhundert. David Warner spielt den Pferdehändler, dem Unrecht geschieht und der auf der Suche nach Wiedergutmachung ein ganzes Land nahezu ins Chaos stürzt. Ein düsterer, packender Film über staatliches Unrecht und den Fanatismus eines Einzelnen. Die DVD zeigt die internationale Fassung, die mit Bildern von Pferden beginnt, aber auch die deutsche Version, die einen anderen Vorspann hat: Schlöndorff beginnt den Film da mit Dokumentar-Aufnahmen von Demonstrationen und Unruhen des Jahres 1968. Kohlhaas, der Rebell, als Vorläufer der 68er? Schlöndorffs Film sieht ihn als tragischen Helden, aber auch als Mann, der in die Gewalt, den Terror abgleitet. (Erscheint Ende November bei Winkler Film.)

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