Scheer-Tochter IS Predict strebt nach Europa

Saarbrücken · Seit dreieinhalb Jahren ist die Saarbrücker IT-Firma IS Predict am Markt. Nach ersten regionalen und deutschlandweiten Erfolgen wollen die beiden Geschäftsführer nun auch europäische Projekte anpacken.

Wie viel Energie wird die Windkraft-Anlage in den kommenden Wochen erzeugen? Wie viel Gas werden die Stadtwerke-Kunden angesichts der wechselnden Wetterlage im nächsten Monat abnehmen? Wann und wie lange müssen Stahl-Brammen zum Vorheizen in den Ofen, um das Walzwerk optimal auszulasten? Fragen wie diese sind es, die die Software-Firma IS-Predict seit über drei Jahren beschäftigen. Anfangs haben die beiden Firmen-Gründer Britta Hilt und Richard Martens mit ihrer Prognose-Software vor allem Probleme saarländischer Kunden wie der Dillinger Hütte gelöst, mittlerweile zieren auch BASF, Siemens und LG die Referenzliste - und als nächster Schritt sei die Europa-Expansion geplant, sagt Hilt. "Wir haben die Grundsteine gelegt, jetzt können wir vorsichtig auch Projekte in anderen Ländern Europas in den Fokus nehmen"

IS Predict, Mitglied der Scheer-Group, hat sich auf Software spezialisiert, die Prozesse nicht nur analysieren kann, sondern auch wiederkehrende Muster erkennt und so mit hoher Genauigkeit Vorhersagen treffen kann. Während anfangs vor allem Energie-Optimierung im Fokus stand, haben Hilt und Martens das Portfolio mittlerweile deutlich erweitert. Für BASF hat die Software-Firma beispielsweise die Güterwagen-Logistik optimiert und die Kosten um zehn Prozent gesenkt. Und bei der baden-württembergischen Firma Wittgenstein sind die Saarbrücker am Aufbau einer intelligenten Fabrik beteiligt.

Auch zwei Härtetests hat die Software bestanden. Bei einem Pellet-Produzenten beispielsweise galt es, den schwankenden Energieverbrauch in Abhängigkeit von der Produktion zu ermitteln. Die überraschende Erkenntnis: Nicht die Luftfeuchtigkeit, sondern die Bandgeschwindigkeit war für die Schwankungen verantwortlich. Und bei Siemens lautete die Aufgabe, Motor-Störungen bei nur minimaler Datenlage zu erkennen. "Normalerweise braucht eine zuverlässige Prognose eine sehr breite Datenbasis", sagt Hilt. Trotzdem habe die Software fast alle Störungsmuster erkannt. Nach dem erfolgreichen Testprojekt hoffen die Saarbrücker auf eine Ausweitung der Zusammenarbeit. Referenzen von Kunden wie BASF, Siemens und LG sind es auch, die bei der Expansion in Europa helfen. "Das sind Namen, die uns weitere Türen öffnen", sagt Hilt.

Schon jetzt kann das Software-Unternehmen über mangelnden Erfolg nicht klagen. Bereits seit eineinhalb Jahren schreibt die Scheer-Tochter schwarze Zahlen, knapp 20 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile für das junge Unternehmen. Und ein Fernziel gibt es auch schon, die universelle Prognose-Software für jedermann. Aber "das ist noch ein langer Weg", sagt Hilt.

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