Schade warnt vor heißem Herbst

Saarbrücken. Der Chef der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz Saarland der Bundesagentur für Arbeit (BA), Otto-Werner Schade warnt angesichts gesunkener Arbeitslosenzahlen im Juni vor vorschnellem Optimismus

Saarbrücken. Der Chef der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz Saarland der Bundesagentur für Arbeit (BA), Otto-Werner Schade warnt angesichts gesunkener Arbeitslosenzahlen im Juni vor vorschnellem Optimismus. "Die wirkliche Lage wird sich erst in den kommenden Wochen herauskristallisieren, denn im Herbst werden die Unternehmen entscheiden müssen, wie sie weiter verfahren", sagte Schade bei der Vorstellung der Arbeitsmarktzahlen. Noch setzen viele saarländische Unternehmen auf Kurzarbeit. Nach einer Befragung der Agentur von 125 Unternehmen, deren erste Sechs-Monats-Phase zum 30. Juni ändert, planen 74 Betriebe eine Fortführung der Kurzarbeit, 29 Betriebe sind sich noch im Unklaren, 20 Betriebe beenden die Kurzarbeit und zwei Betriebe haben sich für einen Personalabbau entschieden.Unentschieden ist beispielsweise noch der Automobilzulieferer ZF in Saarbrücken. Dort ist fast die komplette Belegschaft in Kurzarbeit. Inwieweit die verlängert wird, soll bis zur kommenden Woche entschieden werden. Der Reifenhersteller Michelin wiederum hat angekündigt, die Kurzarbeit am Standort Homburg Ende Juni zu beenden. Das Unternehmen hat die viermonatige Kurzarbeit genutzt, um die Mitarbeiter unter anderem als Trainer fortzubilden. Der Automobilzulieferer Thyssen-Krupp Gerlach wiederum teilte auf Anfrage mit, dass die Kurzarbeit bis Ende des Jahres verlängert werde.Klar ist, dass die Kurzarbeit nur eine Überbrückungshilfe sein kann. "Ich gehe davon aus, dass gerade im Bereich Mittelstand und kleinerer Betriebe die Mehrzahl betriebswirtschaftlich notwendige Maßnahmen ergreifen wird, um sich der veränderten Auftragslage anzupassen", sagte Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes VSU. Eines dieser Unternehmen ist der Stahl- und Maschinenbauer Ruwi in Bous. "Wir müssen abwarten, was im Herbst läuft. Dann müssen wir eventuell auch Stammpersonal runterfahren", sagt Geschäftsführer Christian Rupp. Auch bei Bosch gilt bisher die Devise, dass die Stammbelegschaft so lange wie möglich gehalten werden soll. Vorstandsmitglied Bernd Bohr hat aber erst kürzlich gesagt, dass im dritten Quartal die Lage noch einmal bewertet werden müsse. Zurzeit werden über Kurzarbeitergeld rechnerisch an der Saar 9500 Vollzeit-Stellen gesichert. Schade richtete allerdings auch einen Appell an die Unternehmen, Kurzarbeit nicht zu leichtfertig einzusetzen: "Wenn die kritische Phase vorüber ist, werden wir auch wieder stärker in die Betriebsprüfung einsteigen. Wenn wir dann das Gefühl haben, dass die Beantragung nicht realistisch war, werden wir auch Leistungen wieder zurückfordern", sagte Schade. Die Bewilligungen seien alle unter Vorbehalt ergangen. Bei Betrug seien sogar Anzeigen möglich. "Ich gehe aber davon aus, dass sich jeder ehrlich verhält", sagte der Regionaldirektor.

HintergrundDie Zahl der Arbeitslosen im Saarland ist im Juni im Vergleich zum Vormonat leicht gesunken - um 300 Beschäftigte auf 38 900 Frauen und Männer. Dieser Rückgang ist aber laut Otto-Werner Schade, Leiter der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz, vorwiegend auf saisonale Effekte zurückzuführen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Arbeitslosen dagegen leicht um 2800 gestiegen. Damit beträgt die Arbeitslosenquote im Saarland aktuell 7,7 Prozent - nach 7,8 Prozent im Vormonat und 7,1 Prozent im Juni 2008.Auch bundesweit hat sich die Zahl der Arbeitslosen leicht verringert - um 48 000 auf 3,41 Millionen. Dabei war der Rückgang deutlich schwächer als im Schnitt der vergangenen drei Jahre (minus 129 000). Auch hier ist die Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich kräftig gestiegen: Es gibt 250 000 Arbeitslose mehr als im Juni 2008. Im Vergleich zur gesamtdeutschen Arbeitslosenquote von 8,8 Prozent steht das Saarland recht gut da, im westdeutschen Vergleich allerdings liegt die Quote über dem Schnitt von 6,9 Prozent. jwo

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