Satellit steuert Stromversorgung

Saarbrücken · Entfernung spielt keine Rolle: Über Satellit lassen sich Windparks überwachen, Stromnetze steuern und die Sonnenstrom-Ernte auf Photovoltaik-Feldern messen. Die Technik kommt von der Firma Euroskypark.

 Thomas Maul hat ein Verfahren entwickelt, mit dem man Messdaten über Satellit präzise und sekundenschnell weitergeben kann. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Foto: Rich Serra

Thomas Maul hat ein Verfahren entwickelt, mit dem man Messdaten über Satellit präzise und sekundenschnell weitergeben kann. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Der Elektrotechnik-Konzern ABB steuert die Stromversorgung der irakischen Hauptstadt Bagdad nicht vor Ort - sondern aus Baden in der Schweiz. Das norwegische Energieunternehmen Statkraft regelt einen Windpark in Chile aus seiner Zentrale in Oslo heraus. Möglich wird dieses Strom-Management durch eine Eigenentwicklung des Saarbrücker Nachrichten-Ingenieurs Thomas Maul. Er hat eine Methode entwickelt, mit der die elektrotechnischen Messdaten über tausende von Kilometern jederzeit exakt ermittelt werden können - und zwar über Satellit. "Mehr als zwei Jahre habe ich gebraucht, um dieses Verfahren zur Marktreife zu bringen", erzählt er. 2005 war die Technik ausgereift. Sie passt in eine Aluminiumbox - groß wie eine Zigarrenkiste.

Seitdem vermarktet Maul seine Entwicklung über die Frankfurter Firma Global Sky Park (GSP, siehe Hintergrund). Für Bau, Montage und Betrieb der Erdstationen, die Kontakt mit den Satelliten halten, ist die Saarbrücker Firma Euroskypark (ESP) zuständig. "ESP ist die Werkbank", sagt Maul. Sie beschäftigt 22 Mitarbeiter.

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Betreiber von Stromnetzen nutzen die Technik, um zu messen, welche elektrische Leistung in die Netze eingespeist und abgerufen wird und wie stark die Auslastung ist. Gasleitungs-Kontrolleure überprüfen damit den Druck, die Durchlaufgeschwindigkeit und die Temperatur des Gases. Bei Wasserleitungen kann per Satellit erfasst werden, wieviel Wasser durch die Rohre fließt.

Ein stark wachsendes Geschäftsfeld ist die Überwachung von Windkraftanlagen. (Das gleiche gilt für Photovoltaik-Felder zur Erzeugung von Sonnenstrom.) Allein im vergangenen Jahr sind 2800 Windräder mit der ESP-Satellitenkommunikation verbunden worden. Inzwischen werden europaweit mehr als 1000 Windparks mit dieser Technologie überwacht und gesteuert, ohne dass nur ein Kabel gelegt werden musste. Und es geht schnell. "Bei einem unserer großen Kunden haben wir es innerhalb von zwei Stunden geschafft, einen neuen Windpark anzuschließen, so dass alle Daten abrufbar waren", bilanziert Thomas Maul. Durch die Weltraum-Kommunikation "spielen Entfernungen keine Rolle". Zurzeit läuft die Verbindung über vier Satelliten. GSP plant, bei zwölf Satelliten Übertragungs-Kapazitäten anzumieten, "so dass unser weltumspannendes Kommunikationsnetz noch dichter wird". Parallel dazu wachsen auch Aufträge und Umsatz. Seit 2011 haben sich die Umsatzerlöse jeweils verdoppelt. In diesem Jahr erwartet ESP vier Millionen Euro, 2014 sollen es acht Millionen Euro sein. Das scheint nicht übertrieben, Zurzeit stehen schon Aufträge für 8,2 Millionen Euro in den Büchern.

Zum Thema:

HintergrundDie Saarbrücker Firma Euroskypark (ESP), spezialisiert auf Satelliten-Kommunikation, gehört zu 51 Prozent der VSE-Net, die Telekommunikations-Tochter des Saarbrücker Energieversorgers VSE. 49 Prozent hält Global Sky Park (GSP, Frankfurt), ein Unternehmen, an dem ESP-Gründer Thomas Maul bis vor kurzem zu 100 Prozent beteiligt war. Inzwischen hat er 50 Prozent der GSP-Anteile an P&T Capital verkauft, eine Tochter von P&T Luxembourg, führender Post- und Telekom-Anbieter im Großherzogtum. low

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort