SAP muss Milliardenstrafe an Oracle zahlen

Oakland. Der deutsche Software-Riese SAP muss fast eine Milliarde Euro an seinen US-Konkurrenten Oracle zahlen. Wie die Geschworenen eines Gerichts im kalifornischen Oakland feststellten, soll SAP über eine Tochterfirma vertrauliche Daten und Software von Oracle gestohlen haben. Der SAP-Konzern prüft jetzt, ob er das Urteil anfechten will

Oakland. Der deutsche Software-Riese SAP muss fast eine Milliarde Euro an seinen US-Konkurrenten Oracle zahlen. Wie die Geschworenen eines Gerichts im kalifornischen Oakland feststellten, soll SAP über eine Tochterfirma vertrauliche Daten und Software von Oracle gestohlen haben. Der SAP-Konzern prüft jetzt, ob er das Urteil anfechten will.SAP und Oracle sind die beiden größten Anbieter von Software-Lösungen für Unternehmen und rivalisieren seit langem erbittert miteinander. Im aktuellen Streitfall hatte Oracle die SAP-Tochterfirma Tomorrow Now in den USA beschuldigt, in großem Stil Software und Geheim-Daten gestohlen und verwendet zu haben. Die Firma, die günstige Software-Wartung angeboten hatte, soll sich Oracle gegenüber als Kunde ausgegeben haben. SAP wollte die Wartungsfirma nutzen, um Oracle-Kunden abzuwerben. Mit mäßigem Erfolg: SAP machte Tomorrow Now 2008 dicht.

Die Geschworenen versuchten nach eigenen Angaben zu ermitteln, wie hoch die Lizenzgebühren ausgefallen wären, hätte Tomorrow Now die Technologie von Oracle legal genutzt. Sie verurteilte SAP schließlich zu Schadenersatz in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar (963 Millionen Euro). Die Walldorfer hatten nur 160 Millionen Dollar für eventuelle Schadenersatzzahlungen zurückgestellt und sich bereiterklärt, Oracles Anwaltskosten von 120 Millionen Dollar zu übernehmen.

Oracle erklärte, die im Urteil festgelegte Summe sei der höchste in einem Urheberrechtsprozess je festgelegte Schadenersatz. "Die Geschworenen haben den Wert des geistigen Eigentums von Oracle anerkannt, das SAP gestohlen hat", sagte Oracle-Anwalt Geoffrey Howard.

SAP gestand Urheberrechtsverletzungen ein, die Firma aus dem baden-württembergischen Walldorf bestritt aber einen Datendiebstahl. SAP-Anwalt Robert Mittelstaedt zeigte in der Schlussanhörung des seit 2007 laufenden Verfahrens Reue: "Ich bin nicht stolz darauf, und SAP ist nicht stolz darauf."

"Wir sind natürlich enttäuscht von diesem Urteil und werden alle möglichen Optionen prüfen", erklärte SAP nach der Entscheidung des Gerichts. Ein SAP-Sprecher sagte, der Konzern erwäge, das Urteil anzufechten oder den Richter zu bitten, einen geringeren Schadenersatz festzulegen. Möglich wäre auch, dass sich SAP und Oracle außergerichtlich auf eine niedrigere Summe einigen.

In dem Verfahren gegen SAP war auch der frühere Konzernchef Léo Apotheker ins Rampenlicht geraten. Oracle hatte versucht, ihn bei Gericht vorzuladen, Apotheker aber war zwischenzeitlich Medienberichten zufolge abgetaucht. Der Ex-SAP-Chef steht mittlerweile dem Computerhersteller Hewlett Packard (HP) vor. afp/dpa

Meinung

Datenklau lohnt sich nicht

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Die kalifornischen Richter haben eine bahnbrechende Entscheidung zu Gunsten des Urheberschutzes und zur Wahrung des Wettbewerbs getroffen. Einzig die Höhe der Schadenersatz-Zahlung, die SAP an den Konkurrenten Oracle leisten muss, überrascht am Ende doch. Um so größer dürfte die abschreckende Wirkung sein. SAP wäre gut beraten, nicht mehr in die Berufung zu gehen. Der Image-Schaden ist immens, die Strafe frisst den jüngsten SAP-Gewinn zum Großteil auf. Bleibt zu hoffen, dass nicht noch Personalabbau folgt. Am Ende bleibt die Gewissheit: Datenklau lohnt sich nicht.

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