Saarschmiede baut kein Personal ab

Saarbrücken/Völklingen · Die Saarschmiede in Völklingen, die nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima besonders stark unter dem Rückgang an Bestellungen moderner Kraftwerkstechnik zu leiden hatte, erholt sich langsam wieder.

 Ein rotglühendes Schmiedeteil wird in die Presse geschoben. Foto: Saarstahl

Ein rotglühendes Schmiedeteil wird in die Presse geschoben. Foto: Saarstahl

Foto: Saarstahl

Die Saarschmiede, ein Tochterunternehmen des Saarstahl-Konzerns, ist nach einem energischen Kostensenkungsprogramm, dem Eingang neuer Aufträge und einer weltweiten Suche nach weiteren Kunden auf dem Weg, sich zu erholen und wieder in die schwarzen Zahlen zurückzukehren. Ob dies schon 2015 erreicht wird, wollte Bernd Münnich, Mitglied der Geschäftsführung und Arbeitsdirektor der Saarschmiede GmbH , unserer Zeitung am Rande eines Energieforums der Arbeitskammer noch nicht bestätigen. 2012 lag der Verlust der Saarschmiede laut Geschäftsbericht des Saarstahl-Konzerns bei 48,6 Millionen Euro, 2013 bei 200 000 Euro.

Angesichts der Fortschritte, die das Unternehmen gemacht hat, "ist ein weiterer Personalabbau nicht geplant", sagte Münnich. Am Ende hänge die Sicherheit der Arbeitsplätze von der weiteren Entwicklung der Märkte ab, aber man wolle die Belegschaft auf der jetzigen Höhe von 900 Beschäftigten halten. Dazu leiste auch das Kostensenkungsprogramm einen Beitrag, das Einsparungen von 20 Millionen Euro jährlich vorsieht und seit über einem Jahr läuft. Haupt-Großkunden seien derzeit Siemens und Alstom . Besonders in China und Indien registriere man einen sprunghaften Anstieg in der Nachfrage nach Kraftwerkstechnik . Zudem sei die Saarschmiede dabei, sich mit Forschung und neuen Materialien "konkurrenzarm zu machen". Hauptmärkte für Turbinen und Generatoren der Saarschmiede blieben Asien sowie die USA. Man wolle sich auch noch stärker in Nordamerika engagieren. Eine spürbare Belebung des europäischen Marktes erwartet Münnich nicht.

Auf dem Energieforum zum Thema "Ohne Energieeffizienz keine Energiewende" hob Münnich die Rolle der Saar-Uni und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) hervor. Dort finde die Stahlindustrie hoch qualifizierte Nachwuchskräfte, auch für die Forschung und für Entwicklungen auf dem Gebiet der Energieeffizienz. Georg Frey, Professor für Automatisierungstechnik an der Saar-Uni, sieht die Ingenieurwissenschaften fachübergreifend so gut aufgestellt, dass sie viele Beiträge zur effizienteren Energienutzung leisten können. Dazu passten aber nicht Überlegungen des Landes, in den Ingenieurwissenschaften zu sparen. Nach Ansicht von Heinz Dürr , Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates der Dürr AG , muss die Politik beim Bürger mehr für einen effizienten Umgang mit Energie werben. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) sieht als wichtiges Ziel des Landes, darauf hinzuwirken, dass die Kraftwerk-Standorte erhalten bleiben, mit neuster Technik ausgerüstet werden und so die Energieeffizienz verbessern.

Meinung:

Langer Atem zahlt sich aus

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Die Saarschmiede ist mit einer Investition von 450 Millionen Euro nicht nur eines der größten Industrieprojekte der letzten Jahrzehnte an der Saar, es ist auch nach wie vor eine richtige Investition. Der Saarstahl-Vorstand hat auf neueste Technologie und Zukunftsmärkte gesetzt. Niemand konnte damals ahnen, dass das Reaktorunglück von Fukushima den Markt für den Kraftwerksbau und die dafür nötigen Turbinen, die in Völklingen produziert werden, in die Tiefe reißt. Langsam dreht sich der Trend wieder. Weltweit müssen viele Kraftwerke modernisiert oder neu gebaut werden. Mit etwas Glück ist die Schmiede 2015 wieder in schwarzen Zahlen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort