Saarlouis und das Ende der Welt

Saarlouis. Vielleicht bereisen wir immer nur uns selbst, suchen in der Fremde den, der wir sein könnten. Wollen auch heute noch den ersten Blick haben auf die Welt. Die möglichen Enden seiner Welt zu finden, hat sich Roger Willemsen aufgemacht und die Quintessenz in ein Buch gepackt

Saarlouis. Vielleicht bereisen wir immer nur uns selbst, suchen in der Fremde den, der wir sein könnten. Wollen auch heute noch den ersten Blick haben auf die Welt. Die möglichen Enden seiner Welt zu finden, hat sich Roger Willemsen aufgemacht und die Quintessenz in ein Buch gepackt. Wolfram Schmitt-Leonardy, Leiter der TonArt-Reihe, hat ihn zu einer Cross-Over-Performance mit dem US-Pianisten Misha Dacic und dem Pantomimen Jomi ins Saarlouiser Theater am Ring geladen. Willemsen liest nicht, er steht auf der Bühne des kaum halb vollen Saales und erzählt mit gewohnt brillanter Eloquenz nahezu atemlos: von auf sich zurück geworfenen patagonischen Witwen mit Wäscheleinen-Radio und Dreilinsensuppe, von ehemals Scheintoten in Katmandu und ihrem bizarren Mauernischenleben, von seiner profunden Einsamkeit in Santiago de Chile und erfolgter Errettung durch Gratisumarmungen.Willemsens Geschichten lassen die Fremde schillern, haben komische, dramatische und surreale Anflüge. Dacic spielt dazu wuchtige und zartperlende Stücke von Rachmaninoff und Lyrisches von Aziza Mustafa Zadeh. Virtuos, kraftvoll und klar ist sein Vortrag. Auch Jomis Pantomimen erkunden das Fremde, befassen sich mit Grenzen, sozialen wie räumlichen. So sind sie eingebunden, teils aber sperriger in ihrer Deutung und kein zwingendes Muss zur weiteren thematischen Erhellung. Drei kurzweilige Stunden währte der Abend über den Sog der Ferne und den Akt der Selbstüberschreitung. Manchmal reichen Worte, um die Weite der Welt zu spüren. rr

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