Ausstellung „Protestanten ohne Protest“ Zwischen Kreuz und Hakenkreuz

Saarbrücken/Speyer · Die Ausstellung „Protestanten ohne Protest“ beleuchtet die Rolle der pfälzischen Landeskirche in der NS-Zeit.

  War an der Aufarbeitung der NS-Zeit beteiligt: der Saarbrücker Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann.    Foto: Evangelische Kirche

War an der Aufarbeitung der NS-Zeit beteiligt: der Saarbrücker Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann. Foto: Evangelische Kirche

Foto: Evangelische Kirche

Gemeinden und Einrichtungen der Evangelischen Kirche der Pfalz können jetzt eine Wanderausstellung mit dem Titel „Protestanten ohne Protest“ anfordern. Die Ausstellung bestehe aus 15 Texttafeln, sogenannte Roll-Ups, mit den Maßen ein mal zwei Meter, teilte das Öffentlichkeitsreferat der Landeskirche am Mittwoch in Speyer mit. Auch Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit wie Faltblätter, Pressefotos und Plakatvorlagen werden zur Verfügung gestellt.

Die Wanderausstellung informiere über die pfälzische Landeskirche im Nationalsozialismus, der Schwerpunkt liege auf dem Gemeindeleben, erklärt die Direktorin des Zentralarchivs der Landeskirche, Gabriele Stüber. Sie hat die Schau gemeinsam mit dem Historiker Roland Paul aus Kaiserslautern konzipiert. Protestantismus und Nationalsozialismus seien in der Pfalz weitgehend Hand in Hand gegangen, sagt Stüber. NS-Funktionäre hätten sich als gute Protestanten gesehen, Kirchenvertreter seien zum Teil begeisterte Nationalsozialisten gewesen. Erkennbaren Widerstand oder gar einen „Kirchenkampf“ habe es nicht gegeben.

An der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der Evangelischen Kirche der Pfalz war auch der Saarbrücker Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann beteiligt. Der höchste Vertreter der Evangelischen Kirche im Saarland hatte im Herbst 2017 als Mitherausgeber des Buches „Protestanten ohne Protest“ den Pfalzpreis für Geschichte und Volkskunde erhalten.

Auf den Texttafeln der Wanderausstellung werden mehrere Themen behandelt: „Weimarer Republik“, „NS-Staat und protestantische Kirche“, „Deutsche Christen“, „Pfälzische Pfarrbruderschaft“, „Nationalsozialismus im Gemeindeleben“, „Saarabstimmung 1935“, „Ariernachweis“, „Kirchliche Jugendarbeit im Nationalsozialismus“, „Das Schweigen der Kirche“, „Kirchenfinanzen und Sammlungen“, „Zweiter Weltkrieg“ sowie „Nachkriegsnot und Neuanfang“.

Die Ausstellung ist erstmals während der Landessynode im November vergangenen Jahres gezeigt worden. Sie führt das Forschungsprojekt der Landeskirche „Protestanten ohne Protest“ fort, dessen Ergebnisse 2016 in zwei Sammelbänden im Verlagshaus Speyer erschienen sind.

Einen Schlussstrich unter die Vergangenheit könne es nicht geben, jede Generation stehe neu vor der Aufgabe, sich die Geschichte anzueignen, sagt Gabriele Stüber. Sie ist ebenfalls Mitherausgeberin der Bände „Protestanten ohne Protest“. Das Zentralarchiv hält zu dem Thema außerdem zahlreiche Materialien für den Schulunterricht oder die Gemeindearbeit bereit.

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