Zwischen Kneipe und Kino

Saarbrücken. Franz Novotny wirkt müde. Einen hat er aber noch. Es ist Donnerstagabend, kurz nach zehn, Franz Novotny steht an der Glasfront des Cinestar-Kinos und schaut nach draußen. Ist da Sehnsucht in seinem Blick? Schwer zu sagen. Vielleicht ist es auch Erschöpfung. 16 Filme in vier Tagen, das ist auch für einen Filmproduzenten nicht wenig

Saarbrücken. Franz Novotny wirkt müde. Einen hat er aber noch. Es ist Donnerstagabend, kurz nach zehn, Franz Novotny steht an der Glasfront des Cinestar-Kinos und schaut nach draußen. Ist da Sehnsucht in seinem Blick? Schwer zu sagen. Vielleicht ist es auch Erschöpfung. 16 Filme in vier Tagen, das ist auch für einen Filmproduzenten nicht wenig. Zumal er ja nicht nur schauen soll, sondern bewerten. Franz Novotny, der Produzent aus Wien, ist einer von fünf Juroren, die entscheiden, welcher Spielfilm an diesem Samstag den Max-Ophüls-Preis bekommt.Dominik Raacke ist auch einer der Fünf. Dem Fernsehpublikum ist er als Berliner "Tatort"-Kommissar Till Ritter bekannt. Jetzt ist er, wie er sagt und wie er es geahnt habe, "eine Woche im Ausnahmezustand". Morgens um halb elf trifft er sich mit den Jury-Kollegen vorm Hotel in der Mainzer Straße. Dann geht es mit dem Fahrdienst ins Cinestarkino. Viel mehr als das, was auf dieser Fahrt an Stadt an ihm vorbeizieht, kriegt er nicht mit von Saarbrücken. Das sei aber erwartbar gewesen und nicht schlimm. Schließlich ist er ja nicht als Tourist da, sondern um dem deutschen Nachwuchsfilm zu dienen.

Und das sei in diesem Fall "wie beim Filmdrehen": "Man fokussiert sich auf die Sache - in diesem Fall aufs Filmschauen". Da werde dem Publikum und damit auch der Jury "teilweise schwere Kost" serviert. "Aber", sagt Dominik Raacke, "es fühlt sich gut an." Und überhaupt: "Es ist toll, dass Saarbrücken sich so was leistet."

Das findet Sobo Swobodnik auch. Der Autor und Filmer hat einen Beitrag im Dokumentarfilmwettbewerb. "Der Papst ist kein Jeansboy", ein Film über die österreichische Kultfigur Hermes Phettberg. Drei Mal läuft die Doku auf dem Festival, das letzte Mal an diesem Samstag um 12.30 Uhr im Cinestar.

Sobo Swobodnik hat mehr Zeit als die Jurymitglieder. Und er ist schon zum dritten Mal auf dem Festival. Außerdem war er schon hier, um aus seinen Büchern zu lesen. Wer diese meistens sehr schrägen Bücher kennt, der wundert sich nicht, dass Sobo Swobodnik erst von den Saarbrückern, die "nicht nur Schwenkbraten und Hoorische mögen, sondern auch die Kultur" schwärmt und dann von einer Gaststätte in der Nähe des Bahnhofs.

"Es ist da wahnsinnig laut: Volksmusik, deutscher Schlager. Es gibt da rustikale Speisen. Da gibt es Leute am Tresen, die so wirken, als ob sie das schon länger tun. Und fesche Bedienungen, die sehr durchsetzungsstark sind", erklärt er seine Begeisterung fürs "Reichseck" - und räumt ein: "Mein Blick auf Saarbrücken ist etwas verzerrt."

Franz Novotny hat für Saarbrücken überhaupt keinen Blick. Ob er etwas von Saarbrücken mitkriegt? "Nicht das Geringste", sagt Franz Novotny. Zum schlafen geht es ins Hotel. Ansonsten sei das so: "Wir wohnen hier im Kino, sind aber gut versorgt." Es kommt Bewegung in die Menschentraube vor dem Kinosaal, in dem auch ein Sessel auf Franz Novotny wartet. Auf der großen Glasfront, von der sich Franz Novotny jetzt entfernt, zerplatzen Regentropfen. Da draußen ist Saarbrücken. Foto: Becker & Bredel

"Wir wohnen hier im Kino, sind aber gut versorgt."

Franz Novotny, Filmproduzent und Jurymitglied

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