Zwischen Hunger und Euphorie

St. Ingbert. 16 Frauen und Männer haben unter dem Dach des katholischen Pfarrverbandes St. Ingbert an der traditionellen meditativen Heilfastenwoche teilgenommen - und an fünf Tagen exakt 0,0 Gramm feste Nahrung zu sich genommen. Für den Großteil von ihnen endete jetzt die Fastenzeit, die sie aber keineswegs als Leidenszeit in Erinnerung behalten werden

St. Ingbert. 16 Frauen und Männer haben unter dem Dach des katholischen Pfarrverbandes St. Ingbert an der traditionellen meditativen Heilfastenwoche teilgenommen - und an fünf Tagen exakt 0,0 Gramm feste Nahrung zu sich genommen. Für den Großteil von ihnen endete jetzt die Fastenzeit, die sie aber keineswegs als Leidenszeit in Erinnerung behalten werden.Denn obwohl sie 120 Stunden am Stück noch nicht einmal ein Kaugummi gekaut, sondern nur mit Tee und Wasser den Flüssighaushalt ihres Körpers auf Normalniveau gehalten haben, verspürten die Teilnehmer kein Hungergefühl. Die Rentrischer Heilpraktikerin Claudia Laval-Armand leitete die Gruppe, gab Tipps und Tricks und verriet das Geheimnis des ausgeschalteten Hungergefühls. "Vor Fastenbeginn haben wir unseren Darm entleert. Es wurden deshalb keine Verdauungssäfte gebildet und deshalb hatten wir kein Hungergefühl. Der Körper ging stattdessen an die Reserven." Viele Teilnehmer freuten sich über den Gewichtsverlust. "Ich habe in sechs Tagen vier Kilogramm abgenommen", stellte Karin Schuck zufrieden fest. Sie fastete zum ersten Mal überhaupt. "Ich wollte es einfach mal probieren, man hört ja überall davon und viele sind begeistert. Und es war tatsächlich gut und einfacher als ich es mir vorgestellt habe." Die purzelnden Funde sind nur das sichtbare Ergebnis der Fastenzeit. Rita Fuhrmeister bemerkte noch viel mehr: "Das Gefestigtsein, wenn man es geschafft hat, überträgt sich auch auf andere Lebensbereiche wie die Partnerschaft oder die Familie." Allerdings musste sie auch schon so manches Tal durchqueren, ehe sie wieder den Gipfel der guten Laune erreichte. Und das ging schnell. "Gestern warst du etwas weinerlich, am nächsten Tag schon wieder hoch motiviert." Die Erfahrungen, die man während der Fastenzeit macht, sind häufig unterschiedlich - von Jahr zu Jahr und von Person zu Person. Karl-Heinz Leonhardt machten am ersten Tag Kopfschmerzen zu schaffen, außerdem beobachtete er, dass sein Blutdruck außergewöhnlich niedrig war. Doch es gibt auch angenehme Nebenwirkungen: So werden während der Fastenzeit Endorphine, also Glückshormone, freigesetzt. "Da beginnen die Leute plötzlich zu putzen und aufzuräumen. Gleichzeitig wird das Selbstbewusstsein gestärkt", erklärt Claudia Laval-Armand und nennt ein Beispiel: "Ich habe das geschafft, jetzt schaffe ich alles andere auch."

Ein paar Tage müssen die Mitglieder der Fastengruppe aber noch auf ihre Ernährung achten. Nicht umsonst reichte Claudia Laval-Armand zum Fastenbrechen einen Apfel. Denn dessen Säure lockt auf sanfte Art und Weise die Magensäure aus der Reserve.

Vor allem, um den gefürchteten Jojo-Effekt zu vermeiden, sollten auf die fünf Fastentage vier Aufbautage folgen, um den Verdauungstrakt wieder auf Touren zu bringen. Das bedeutet: erst einmal "Nein" zu Käsekuchen, Vorsicht auch beim Kaffee und frühestens am Sonntagabend das erste Glas Wein oder Bier. "Ich habe in sechs Tagen vier Kilogramm abgenommen."

Karin Schuck

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