Zwischen Glück und Unglück

Saarbrücken/Gersheim · Viele Mythen ranken sich um den einen Tag, wenn der 13. eines Monats auf einen Freitag fällt. Für die einen bringt er Glück, für die anderen Unglück. Ein saarländischer Volkskundler erklärt, warum das so ist.

 Ein Ausrufezeichen warnt vor Freitag, dem 13. Foto: Zurich/obs

Ein Ausrufezeichen warnt vor Freitag, dem 13. Foto: Zurich/obs

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Die einen ängstigen sich vor ihm wie vor einer schwarzen Katze von links, andere halten ihn für einen Glückstag und geben an ihm einen Lottoschein mehr ab. Erstmals in diesem Jahr ist heute "Freitag, der 13.". Die Mär, dass an einem solchen Tag der Teufel aus dem Himmel geschmissen wurde, Napoleon keine Schlachten geschlagen habe und Goethe immer im Bett geblieben sein soll, hält der saarländische Volkskundler Gunter Altenkirch für unhaltbar. Bewiesen ist dagegen laut "Saartoto-Glüxmagazin", dass die 13 im deutschen Samstags-Lotto seit seiner Einführung noch immer die seltenst gezogene Lottozahl ist. Und dass laut Polizeistatistiken, Freitagnachmittags, wenn heimkehrende Berufspendler und erste Wochenendurlauber Autobahnen und Straßen gleichermaßen bevölkern, mehr Unfälle passieren als an anderen Wochentagen. Obwohl Freitag, der 13., dabei nicht als noch schlimmer aus dem Rahmen fällt.

Unerschrocken zeigt sich Kanzlerin Angela Merkel, die zum Auftakt des großen Wahlkampfjahres an diesem Freitag, dem 13., mit der Spitze der Bundes-CDU im Saarland tagt. Und in den saarländischen Standesämtern geben sich düsteren Prognosen zum Trotz auch an diesem Tag Brautpaare das "Ja-Wort". "Freitag der 13., hat positive und negative Meinungen", sagt Altenkirch, der in Gersheim das Museum für dörfliche Alltagskultur und saarländischen Aberglauben unterhält und mit seinen Exponaten schon viele internationale Ausstellungen zum Thema Aberglauben bestückt hat. Die Angst vor Freitag, dem 13., erklärt der Volkskundler unter anderem damit, dass Christus an einem Freitag gekreuzigt wurde und die Zahl 13 im Laufe der Jahrhunderte zur Unglückszahl wurde. "Das Verlassen des sogenannten dritten Quartetts ist die 13, das merkt man schon akustisch", sagt er.

Bis zwölf werden bei uns die kurzen fast durchweg einsilbigen Zahlen in Texten meist ausgeschrieben. Ab 13 werden sie dann alle mindestens zweisilbig und in Ziffern gefasst. Obwohl es aus Aberglauben heraus auch heute noch Hochhäuser ohne 13. Stock, Fernzüge der Deutschen Bahn ohne Waggon 13 und manch "schwarzen Freitag" an der übers Wochenende geschlossenen Börse gibt, ist für Naturwissenschaftler, Theologen und Mathematiker "wissenschaftlich gesehen der Freitag, der 13., ein Tag wie jeder andere". Auch Volkskundler Altenkirch hält ihn für einen "ganz normalen Tag", fügt aber hinzu: "Eine Regel in der Volkskunde lautet: Die Summe des Aberglaubens bleibt immer gleich. Der alte Aberglaube verliert sich mehr und mehr, weil die Leute die Hintergründe nicht mehr kennen, aber durch das Internet entsteht neuer Aberglaube ". Da ein Jahr zwölf Monate, Tag und Nacht je zwölf Stunden haben und in der Bibel von zwölf Aposteln die Rede ist, gilt 12 + 1 als "Teufelsdutzend". Aber Altenkirch hat ein positives Gegenbeispiel: Die 13 als "Schweizer Dutzend". Das war bis ins 19. Jahrhundert hinein eine Zugabe: "Wer damals beim Bauern gleich ein Dutzend Eier kaufte, bekam ein 13. geschenkt dazu". Für die Dame bei der Telefon-Bahnauskunft, die bestätigt, dass es an diesem Freitag, dem 13., auf der Strecke Frankfurt-Hamburg keinen Waggon 13 gibt, ist heute auch ein Glückstag. "Da hab' ich frei", sagt sie freudestrahlend. Und in diesem Jahr gibt es dann nur noch einen weiteren Freitag, den 13., - im Oktober.

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 Unfälle passieren auch an jedem anderen Freitag. Foto: dpa

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Auf einen Blick Das Museum für Dörfliche Alltagskultur und das Museum des saarländischen Aberglaubens von Gunter Altenkirch und seiner Frau Denise befindet sich im alten Ortskern von Gersheim-Rubenheim, in der Erfweilerstraße 3. Geöffnet hat es jeden dritten Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr. Dazu können Einzel- und Gruppenbesichtigungen vereinbart werden. Tel. 06 84 39 10 81, E-Mail: gunter.altenkirch@web.de ulo

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