Zwei Wörter und ein Fragezeichen für Franz Hofer

Zwei Wörter und ein Fragezeichen verkanteten sich in meinen Gedanken. „Na und?“, hatte ich gerade gedacht.

Und den Gedanken gleich gestoppt. Auf der Bühne vor der Leinwand im großen Saal des Filmhauses hatte dessen Leiter, Michael Jurich, gerade gesagt, dass der 12. Franz-Hofer-Preis wohl auch der letzte ist. Sparmaßnahmen der Stadt, die das Filmhaus betreibt, erklärte er. Wie kann mir da ein "Na und?" durch den Kopf huschen?

Franz Hofer hieß eigentlich Franz Wüstenhofer. Er wurde am 31. August 1882 in Malstatt geboren und fand, dass Wüstenhofer kein Name ist, mit dem man Karriere machen kann. Karriere hat er tatsächlich gemacht: Er war ein recht bekannter Stummfilm-Regisseur, immerhin 16 seiner rund 80 Filme sind erhalten. Hofer schrieb und drehte Krimis, Sozialdramen und Komödien. Das letzte Lebenszeichen von Hofer, so erzählt es Jurich, stammt von 1944, als er bei der Premiere seines Lustspiels "Braut auf Abruf" im Görlitzer Stadttheater zugegen war. Als sicher gilt, dass Hofer am 5. Mai 1945 bei einem Bombenangriff in Berlin umgekommen ist. Und nun wird auch der nach ihm benannte Preis für besondere Verdienste um den deutschen Film beerdigt? Kulturdezernent Erik Schrader fand diese Aussage seines Amtsleiters Jurich bei der Preisverleihung vergangene Woche etwas voreilig. Es sei klar, dass es kommendes Jahr weniger Personal und Geld fürs Filmhaus gibt, aber das müsse ja nicht bedeuten, dass der Preis gestrichen wird.

Aber warum eigentlich nicht? Auf der einen Seite sind 2000 Euro Preisgeld, Reise- und Bewirtungskosten sowie der organisatorische Aufwand überschaubar im Vergleich zu anderen Dingen, die wir uns in unserer Stadt leisten. Aber warum brauchen wir den Franz-Hofer-Preis? Der große Saal des Filmhauses, der im Vergleich zu anderen Kinosälen in der Stadt eher klein ist, war nicht annähernd voll bei der Preisverleihung. Das Publikum würde den Preis also nicht wirklich vermissen. Und dem deutschen Film huldigt Saarbrücken jedes Jahr im Januar ja eh mit dem Filmfestival "Max Ophüls Preis" auf faszinierende Weise.

Der 1902 in St. Johann geborene Max Ophüls hieß übrigens eigentlich Oppenheimer und hielt seinen Namen wie Wüstenhofer offenbar nicht für filmbranchentauglich. Aber das heißt ja nicht, dass nach beiden ein Saarbrücker Filmpreis benannt sein muss. Und wenn der Ophüls dem Hofer jetzt im Cineasten-Himmel eine lange Nase dreht, weil der eine Preis nun schon zum 35. Mal vergeben und der andere wohl von der Bildfläche verschwinden wird, dann kann ich dem Hofer nur zwei Wörter und ein Fragezeichen als Antwort ins Drehbuch schreiben: "Na und?!"

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