Zwei neue Wohnbauprojekte im Zentrum von Saarlouis

Saarlouis. Zwei von der Stadtverwaltung als städtebaulich wichtig eingestufte Vorhaben sollen weiteren neuen Wohnraum in Saarlouis schaffen. Gestern Abend aber vertagte der Ausschuss für Stadtplanung eine Entscheidung um einen Monat einstimmig bei Enthaltung der SPD. Dem deutlichen Eingriff ins Stadtbild entsprächen die vorgelegten Entwürfe nicht, sagte Karin Weiter (CDU)

 Nahe dem Gesundheitsamt am Choisy-Ring stehen zwei ältere Häuser, die einem Mehrfamilienhaus mit 42 Wohnheinheiten weichen sollen. Foto: Thomas Seeber

Nahe dem Gesundheitsamt am Choisy-Ring stehen zwei ältere Häuser, die einem Mehrfamilienhaus mit 42 Wohnheinheiten weichen sollen. Foto: Thomas Seeber

Saarlouis. Zwei von der Stadtverwaltung als städtebaulich wichtig eingestufte Vorhaben sollen weiteren neuen Wohnraum in Saarlouis schaffen. Gestern Abend aber vertagte der Ausschuss für Stadtplanung eine Entscheidung um einen Monat einstimmig bei Enthaltung der SPD. Dem deutlichen Eingriff ins Stadtbild entsprächen die vorgelegten Entwürfe nicht, sagte Karin Weiter (CDU). Stadt, Rat und Investor sollen über Änderungen reden. Grundsätzlich wurden die beiden Bau-Vorhaben begrüßt.Eines der Saarlouiser Stadtportale würde das Vorhaben des einen Investors unübersehbar akzentuieren: ein Mehrfamilienhaus mit 42 Wohneinheiten (bis 120 Quadratmeter) und Tiefgarage an der Ecke Choisy-Ring/Pavillonstraße. Wer an der Ampel Pavillonstraße steht, sieht linkerhand das frühere, gelb geklinkerte Hauptzollamt, das zu einem Fachärzte-Zentrum umgebaut wird. Rechts der Ampel stehen zwei abrissreife Wohnhäuser. Dort soll der Neubau entstehen. Er soll L-förmig angelegt werden, die Längsseite zum Choisy-Ring hin. Ausgelegt werden sollen die Eigentumswohnungen auf Ältere. Sechs Wohnungen sollen möbliert immer nur kurzzeitig vermietet werden.Festungsmauern im BodenUnter dem Gelände liegen noch Mauerstreifen der Festung. Wie mit ihnen verfahren wird, ergibt sich erst, wenn deren genaue Beschaffenheit bekannt ist. Darauf legt das Landesdenkmalamt großen Wert.Ein anderer Investor hat ein Gebäude an der Vaubanstraße in Saarlouis erworben und will es für einen Neubau abreißen. Die eine Seite der Straße säumen der Saaraltarm und der Stadtgarten mit den ausgegrabenen Ruinen der Festungsecke. Dieses Areal, es liegt zur Stadtmitte hin, wird in den kommenden Jahren zu einer Art Park ausgebaut. Die andere Straßenseite säumen ein Wohn-Neubau, ein Ärztehaus, das DRK-Krankenhaus und zwei große alte Klötze. Der eine ist der Kern der alten, preußischen Kaibelkaserne; dort war bis vor einem Jahr das Haus der Beratung der Awo untergebracht. Das Gebäude gehört der städtischen Tochter GBS. Über die zukünftige Nutzung und einen möglichen Abriss wird seit längerem gestritten. Die kleine Kaibelstraße trennt diesen historischen Bau vom zweiten Kasten, gebaut um 1915. Das ist das Gebäude, das der Investor abreißen will. Entstehen soll dort ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen. Die Längsseite folgt dabei der Kaibelstraße: vier Geschosse, ein versetztes Staffelgeschoss."Fügt sich ein"Laut Stadtverwaltung fügen sich die beiden geplanten Gebäude in die heutige Bebauung ein. Das hat der Ausschuss jetzt nicht grundsätzlich verneint. Bloß die funktionale Architektur gefiel den Ausschussmitgliedern nicht. Meinung

Was braucht Saarlouis?

Von SZ-RedakteurJohannes Werres Es hörte sich richtig an, was der Ausschuss zu bedenken gab: Große Neubauten an so prominenter Stelle brauchen eine andere Architektur. Das hören die Investoren, nachdem sie ihre ersten Pläne vorgelegt haben. Soweit dürfte es gar nicht kommen. Soweit, dass Stadt oder Rat ihnen sagt: Macht das neu, denn es ist nicht das, was wir uns noch gar nicht gedacht haben. Eine Stadt wie Saarlouis, die ihre ungewöhnliche Stadtanlage pflegen will, weil sie ihr Kapital, ihre Identität ist, muss wissen, was sie grundsätzlich will. Große Neubauten müssen im Einklang stehen mit der Stadtanlage. Keine Frage von schön oder nicht. Sondern eine Frage nachvollziehbarer Kriterien. Wer könnte die überzeugend benennen? An was genau kann sich einer, der bauen will, orientieren? Da hat Saarlouis insgesamt ein Defizit. Dahinter steht Angst, man könne mit konkreten Vorgaben, wie ein Neubau zur Stadt passt, Investoren verschrecken. Dabei ist es umgekehrt. Ein Investor weiß gern, was ihn erwartet - bevor er plant. Zeitverzug kostet. Eigentlich eine Lehre, die man aus dem nicht gebauten Contregarde Vauban, einem Millionenprojekt der städtischen GBS, hätte ziehen müssen.Grips, Aufgeschlossenheit und Wohlwollen brauchen Stadt und Investoren jetzt, um eine nachhaltige Architektur zu finden - die die Wohnungen nicht verteuert. Denn auch gehobener Wohnbedarf muss bezahlbar bleiben. Jenseits von 2000 Euro brutto je Quadratmeter Eigentumswohnung ist die Nachfrage wohl kaum riesig. Auch das lehrte das Contregarde Vauban.

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