Zuviel Metall im Blut

Püttlingen/Kirkel. Nachdem künstliche Hüftgelenke vom Hersteller DePuy zurückgerufen worden waren, wurde auch das Blut von Patienten der Püttlinger Knappschaftsklinik in einem Londoner Labor auf erhöhten Metallabrieb untersucht

 Künstliche Hüftgelenke wie auf diesem Archivfoto einer Röntgenaufnahme zu sehen, tragen in der Regel dazu bei, die Mobilität von Patienten mit Gelenkproblemen wieder herzustellen oder zu verbessern. Manchmal können sie aber auch die Ursache von Problemen sein. Derzeit stellt sich die Frage, wie sich übermäßiger Metallabrieb solcher Prothesen auf die Gesundheit auswirkt. Foto: dpa

Künstliche Hüftgelenke wie auf diesem Archivfoto einer Röntgenaufnahme zu sehen, tragen in der Regel dazu bei, die Mobilität von Patienten mit Gelenkproblemen wieder herzustellen oder zu verbessern. Manchmal können sie aber auch die Ursache von Problemen sein. Derzeit stellt sich die Frage, wie sich übermäßiger Metallabrieb solcher Prothesen auf die Gesundheit auswirkt. Foto: dpa

Püttlingen/Kirkel. Nachdem künstliche Hüftgelenke vom Hersteller DePuy zurückgerufen worden waren, wurde auch das Blut von Patienten der Püttlinger Knappschaftsklinik in einem Londoner Labor auf erhöhten Metallabrieb untersucht. Nachdem wir berichteten, dass bei einer Patientin aus Riegelsberg ein um das zwei- bis dreifache erhöhter Grenzwert für Kobalt und Chrom vorgelegen hatte, liegt uns nun auch der Laborwert einer Patientin aus Püttlingen vor, bei der die Grenzwerte etwa um das 30-fache überschritten sind. Ob oder wie sich das langfristig auf die Gesundheit auswirkt, lässt sich nur schwer beantworten, weil es zu dem Thema kaum Informationen gibt, schilderte auch ein behandelnder Arzt.Wir sprachen mit einem Vertreter des Kirkeler Herstellers DePuy. Auch aus Sicht des Herstellers ist es wohl nicht ganz einfach, die Fragen nach den gesundheitlichen Auswirkungen zu beantworten. Zum einen komme es darauf an, ob das Immunsystem des Patienten überhaupt allergisch auf die Metalle reagiere. Liege keine Allergie vor, dann könne auch ein Patient mit 30-fach höheren Werten genau so leben, wie jeder andere Patient mit künstlicher Hüfte. Zum anderen handele es sich bei der Angabe von "7 ppb" (sieben Teile pro Milliarde) genaugenommen nicht um einen Grenzwert im üblichen Sinn. Hintergrund: Das Thema sei in der Medizin noch sehr neu, der genannte Wert beruhe auf einer medizinischen Studie, die von der Britischen orthopädischen Gesellschaft übernommen wurde, in Deutschland selbst gebe es aber noch keine offiziellen Richtlinien.

Schwierige Untersuchung

Auch sei die Blut-Ionen-Untersuchung, um die es hier geht, nicht einfach. In Deutschland gebe es nur drei, vier Labore, die überhaupt die notwendige Ausstattung haben (die Untersuchungen für das Püttlinger Knappschaftskrankenhaus werden in einem Londoner Labor getätigt), und bei den Ergebnissen gebe es "Varianzen" von plus/minus 30 Prozent nach oben und unten. Daher sollte bei Untersuchungsergebnissen über dem "Grenzwert" auf jeden Fall nach zwei bis drei Monaten eine erneute Untersuchung erfolgen. Auch gebe es grundsätzlich in jedem Blut Metallwerte, in industrialisierten Gegenden mehr als im ländlichen Raum, und bei jedem Träger einer Metall-Prothese gebe es erhöhte Werte.

Grundsätzlich sei jede Prothese aber auch eine sehr individuelle Angelegenheit, Auswirkungen jeder Art müssten vom behandelnden Arzt im Auge behalten werden.

Für das bei der Rückruf-Aktion betroffene Prothese-Modell sei nicht die Metall-Zusammensetzung das Problem gewesen, die es international in jeder Prothese gebe, sondern es sei eher so, dass es ein Design-Problem "sein könne". Sprich: Womöglich verzeihe das Design auch kein nur sehr leichtes Verkanten beim Einbau, so dass es später zu punktuellen Belastungen des Gelenkkopfes komme, was den Metall-Abrieb erhöhe. (Das Design der Hüftprothese wurde von einem internationalen Ärzte-Team entwickelt, eines der Mitglieder ist ein Arzt der Knappschaftsklinik). Grundsätzlich seien auch für den Erfolg einer OP bei jeder Art von Hüftprothese drei Punkte wichtig: Die Prothese selbst, die Operation selbst und das Mitwirken, beziehungsweise die gesundheitlichen Grundvoraussetzungen des Patienten. So gebe es auch einen Tipp für jeden Träger einer Hüftprothese egal welcher Art, um den Abrieb zu reduzieren: Vor dem Aufstehen im Bett noch ein wenig "Radfahren", um die natürliche "Schmiere" nach der Nacht wieder richtig zwischen Gelenk-Pfanne und Gelenk-Kopf zu bringen.

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