Thea hat Fußballmuffel Tobi tatsächlich überredet, sich zur EM wenigstens eine Partie mit ihr anzusehen. Zuhause, vor der Flimmerkiste, auf der Couch. Gemütlich bei ihm. Was schon ein Widerspruch in sich ist. Mein Kumpel sagte nach einigem Zögern zu. Meine beste Freundin sollte ihre fixe Idee binnen kürzester Zeit bitter bereuen. Was sie zu verknusen wusste: Tobi legte einen Fan-Schal um. So nannte er es. Bisschen Stadionflair solle auf heimischem Sofa sein. Nur ahnte Thea nicht, dass der Farbgebung des gestrickten Halsgebindes zufolge Deutschland in lila-gelb kickt. Was soll's . . .Alles war präpariert, Durstlöscher und Knabberzeug standen parat. Der Schiedsrichter pfiff die Begegnung an. Ein gegnerischer Spieler stürmte sofort aufs Tor der Deutschen zu. Da schrie es aus Tobi heraus: "Abseits!" Thea zuckte zusammen, drehte sich ungläubig zu ihm um: "Quatsch. War doch kein Abseits." Sie atmete schwer durch. Inklusive resignierendem Seufzer. Und griff nach ihrer Pulle. Keine zwei Minuten später - potz Blitz: Tobi katapultierte Kartoffelchips quer durchs Zimmer. Vor lauter Schreck verschluckte sich Thea, prustete Gerstensaft gen Bildschirm. Tobi brüllte erneut: "Abseits!" Nach ihrer ausgestanden Hustenattacke fauchte sie im Kontraalt, ungewöhnlich heiser männlich: "Nein, verdammt nochmal!" Tobi knabberte jetzt nervös an den Fingernägeln. Wie es gestandene Mannsbilder halt so tun. Da hielt's ihn nicht länger auf dem Sessel. Abermals plärrte er: "Abseits!" Abermals zu Unrecht. Thea platzte der Kragen: "Das ist nicht zu ertragen. Du hast ja überhaupt keine Ahnung von Fußball!" Kurzerhand stürzte sie zur Wohnungstür und schnauzte, bevor sie die Tür hinter sich zuknallte: "Dein sportliches Wissen reicht allenfalls fürs Synchronschwimmen der Herren!" Womit der Fußballabend frühzeitig ein Ende fand.