Zum Einstand gab's alles kostenlos
Quierschied. Es sieht aus wie in einem kleinen Lebensmittelladen. Die Regale in dem knapp 50 Quadratmeter großen Raum zwischen Wellenhallenbad und Taubenfeldschule sind voll mit Lebensmitteln: Brot, Salate und Gemüse, Konserven, Obst, Flaschen mit Getränken. Die Kunden kommen nacheinander mit ihren Einkaufswagen in den Raum
Quierschied. Es sieht aus wie in einem kleinen Lebensmittelladen. Die Regale in dem knapp 50 Quadratmeter großen Raum zwischen Wellenhallenbad und Taubenfeldschule sind voll mit Lebensmitteln: Brot, Salate und Gemüse, Konserven, Obst, Flaschen mit Getränken. Die Kunden kommen nacheinander mit ihren Einkaufswagen in den Raum. Sie sagen, was sie haben wollen, und die freundlichen Helfer in orangefarbenen T-Shirts legen ihnen die Ware in den Wagen.
Die Kunden sind hilfsbedürftige Menschen, die nicht viel Geld zum Leben haben: Sozialhilfe- und Hartz IV-Empfänger, Ältere mit wenig Rente, bei denen nicht mehr viel übrig bleibt, wenn die Miete bezahlt ist. Die Leute, die sie bedienen, gehören zur neuen Quierschieder Tafel. Die Hilfsorganisation hat am Samstag ihre Ausgabetätigkeit aufgenommen. Zum ersten Mal verteilte die "neue Tafel" Lebensmittel.
Zum Einstand gab es alles kostenlos. "Wo muss ich denn jetzt bezahlen?", will eine Frau wissen, nachdem sie ihr Wägelchen beladen hat. "Heute müssen Sie nichts zahlen", erklärt ihr Siegfried Monz, der 1. Vorsitzende der Hilfsgemeinschaft.
Begeistert von der neuen Tafel ist der 39-jährige Frank Robine: "Es ist gut, dass man sagen kann, was man will. Vorher hast du volle Tüten bekommen und wusstest nicht, was drin ist." Außerdem seien die Neuen sehr freundlich. "Es ist einer unserer Grundsätze, dass Kunden von unseren Helfern freundlich bedient werden", sagt Siegfried Monz. "Wir sind für die Hilfsbedürftigen da und nicht umgekehrt." Die vergangenen drei Wochen seien sehr stressig gewesen, erklärt Monz und stellt klar: "Wir sind beim Bundesverband der Tafel in Deutschland eingetragen, haben die Gemeinnützigkeit und dürfen als einzige in der Gemeinde den Namen ,Quierschieder Tafel' tragen." Der Vorsitzende der neuen Tafel ist froh über die große Unterstützung, die er und seine Kollegen in den vergangenen Wochen erfahren haben. Man bekomme Waren unter anderem von zwei großen Lebensmittelhändlern und zwei Bäckereien.
Was zurzeit noch fehle, seien Molkereiprodukte und Fleisch. Zwar habe man einige Kühlboxen, brauche aber zum Transport dieser Waren schnellstmöglich ein Kühlfahrzeug. Außerdem sei man auf der Suche nach neuen Räumen. Die in der Taubenfeldschule dürfe man nach Absprache mit dem Regionalverband noch die nächsten drei Monate nutzen.
Die Ausgabetermine der Tafel sind dienstags und donnerstags ab 18 Uhr sowie samstags ab 15 Uhr in der Taubenfeldschule. Ein Einkauf kostet den Kunden zwei Euro.
Hintergrund
Auf der Internetseite der neuen Quierschieder Tafel schreibt Hans Mengeringshaus, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Tafeln in Deutschland, unter anderem: "Dem seit 2001 unter dem Namen ,Quierschieder Tafel' operierenden Verein ist bereits im Herbst 2008 der Name ,Tafel' wegen Verstößen gegen die Tafel-Grundsätze aberkannt worden. Seither benutzt der Verein den Namen ,Tafel' widerrechtlich. Wir müssen also befürchten, dass Spender und Sponsoren getäuscht werden und ihre Spenden einer Organisation anvertrauen, die nicht im Sinne der Tafel-Idee und zugunsten bedürftiger Menschen handelt." Er bittet darum, diese Organisation nicht mehr zu unterstützen. Und zum Schluss heißt es: "Die Quierschieder Familien mit geringem Einkommen benötigen nach wie vor Ihre Hilfe. Wir möchten Sie (...) bitten, aktiv den engagierten Bürgern zur Seite zu stehen, die mit der neu gegründeten Quierschieder Tafel alles dafür tun, damit Ihre Hilfe da ankommt, wo sie gebraucht wird." ll
