Zum Abschied geht's für Pastor Franziskus hoch hinauf
St. Wendel. Als er in jungen Jahren gefragt worden sei, warum er Priester werden möchte, habe er geantwortet: Ich möchte Menschen leben helfen. "Das war für mich das Wesentliche in 43 Priesterjahren", sagte Pastor Anton Franziskus, als er sich am Sonntag in der Basilika vor 400 Gläubigen in den Ruhestand verabschiedete
St. Wendel. Als er in jungen Jahren gefragt worden sei, warum er Priester werden möchte, habe er geantwortet: Ich möchte Menschen leben helfen. "Das war für mich das Wesentliche in 43 Priesterjahren", sagte Pastor Anton Franziskus, als er sich am Sonntag in der Basilika vor 400 Gläubigen in den Ruhestand verabschiedete. In den Jahren seines Priesterlebens habe er immer daran gearbeitet, dass die Christen im Gegenwind der Zeit Profil gewinnen. Dieses Bestreben sei oftmals auch eine Gratwanderung zwischen den kirchlichen Vorschriften und den Erwartungen der Gläubigen gewesen. "Die Kirche muss sich verändern, sie muss die Kleider von heute anziehen, nicht die von vor 100 Jahren anbehalten, aber sie darf sich nicht der Zeit anpassen", sagte der Geistliche in seiner Predigt. Manche starren Vorschriften seien ihm unverständlich. "Deshalb habe ich manches gegen die kirchlichen Paragrafen getan."Mitzelebranten beim Festgottesdienst, vom Basilikachor begleitet, waren Pastor Peter Klein und Pater Hugo von der Abtei Tholey.
Nach dem Gottesdienst wartete auf den scheidenden Pastor eine Überraschung: Die Ottweiler Feuerwehr hatte sich vor dem Portal mit der Drehleiter eingefunden - die Leiter der St. Wendeler Wehr ist zurzeit in Reparatur - und hievte den Geistlichen in Begleitung von Stadtwehrführer Dirk Schmidt in höchste Höhen.
Viel Volk fand sich anschließend im Pfarrgarten ein. Dort schüttelte Pastor Franziskus zum Abschied viele Hände. Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Walter Martin, erinnerte an das Leitwort der jährlichen Wallfahrtswoche "Gott suchen wie St. Wendelin", das der Pastor im Jahre 2000 spontan aus der Taufe gehoben habe. Er habe die beiden Pfarreien durch seinen Dienst geprägt und geführt. In den Sitzungen sei er ein fairer Gesprächspartner gewesen, habe die Alten und Kranken besucht, sich um die Kinder und Jugendlichen gekümmert und in den Predigten das Wort Gottes in die heutige Zeit transferiert. Vor provokanten Aktionen sei er nie zurückgeschreckt. Walter Martin sprach unter anderem das Transparent gegen noch mehr verkaufsoffene Sonntage an. Ernst Thiel, Mitglied im Verwaltungsrat, hob hervor, dass Abschiednehmen auch immer ein Aufbruch bedeute.
Seit 1. Juli werden beide Pfarreien von Pastor Thomas Damke aus St. Anna verwaltet. Wann der vom Bischof ernannte neue Pfarrer Klaus Leist eingeführt wird, steht noch nicht fest. gtr
"Manches habe ich gegen die kirchlichen Paragrafen getan."
Anton Franziskus
Zur Person
Stationen des Priesterlebens von Anton Franziskus: Nach der Priesterweihe von 1968 bis 1971 Kaplan in Wadgassen, 1971 bis 1973 Vikar in Saarlouis-Roden, 1973 bis 1988 Pastor in Wallerfangen, 1988 bis 1999 Pastor in Sulzbach und Neuweiler, 1999 bis 2011 Pastor in St. Wendelin und Urweiler.
Nach der Abschiedsmesse am Samstagabend in Urweiler trafen sich die Gläubigen im Pfarrsaal. In den Ansprachen wurde das vielseitige Wirken des Geistlichen in Erinnerung gerufen, vor allem der Umbau der Kirche, deren Seitenschiff zum Pfarrsaal geworden ist. Für den Pfarrgemeinderat sprach die Vorsitzende Karin Birkenbach, für die Frauengemeinschaft Steffi Römer und für die Pfarrbücherei sowie den Kirchenchor Ute Marx. Ortsvorsteher Peter Zeyer dankte dem Pastor für die gute Zusammenarbeit. hjl