Zuhören kann tödlich sein

Manchmal mag man ihnen einfach nicht mehr zuhören, den Alten. Manchmal kann man es als Mensch, der noch nicht pensioniert ist, einfach nicht mehr hören, dass das Leben früher viel härter und - schon seltsam - doch irgendwie alles besser gewesen sein soll. Meistens lohnt es sich aber, die Ohren aufzusperren, wenn ein älterer Mensch etwas zu sagen hat

Manchmal mag man ihnen einfach nicht mehr zuhören, den Alten. Manchmal kann man es als Mensch, der noch nicht pensioniert ist, einfach nicht mehr hören, dass das Leben früher viel härter und - schon seltsam - doch irgendwie alles besser gewesen sein soll. Meistens lohnt es sich aber, die Ohren aufzusperren, wenn ein älterer Mensch etwas zu sagen hat.Wie wichtig alte Menschen sind, die sich Zeit nehmen, mit jungen zu reden, zeigten diese diese Woche Organisationen im Nauwieser Viertel, die eine Veranstaltungsreihe zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht präsentiert haben. Da werden Saarbrücker, die damals Kinder waren, erzählen, was für eine Stimmung in unserer Stadt herrschte, als vor 70 Jahren die Synagoge angezündet wurde und Menschen gejagt wurden, weil sie Juden waren. Da werden Menschen von Menschen erzählen - Menschen, die zu Tätern und zu Opfern wurden, nicht irgendwo, sondern hier bei uns daheim in Saarbrücken.Dass Zuhören lohnt, zeigen auch zehn Jahre SZ-Ältestenrat. Da wurde diese Woche zu Recht gefeiert. Seit Oktober 1998 verschaffen sich ältere Menschen mit Hilfe der Saarbrücker Zeitung Gehör. Sie wissen aber auch: Wer selbst nicht zuhören kann und nicht offen ist für die Argumente anderer, kommt nicht weiter. Zuhören lohnt sich, ist also eine Erkenntnis dieser Woche. Eine andere: Es ist mitunter gefährlich, jeder Banalität Gehör zu schenken. Beim Autofahren sollte man sich besser auf den Verkehr konzentrieren als auf ein Gespräch. Geht es um Unwichtiges, schaltet man das Handy am besten ab. Geht es um Wichtiges, ist es ratsam, an den Straßenrand zu fahren und richtig zuzuhören. Die Polizei, die diese Woche Saarbrücker Autofahrer intensiver kontrolliert hat als üblich, warnt nämlich: Der Bremsweg eines Fahrers, der telefoniert, ist rund zehn Meter länger als der eines Fahrers, der Alkohol getrunken hat. Zuhören kann tödlich sein - manchmal.

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