Zombiefilm spiegelt das Jahr 1968

Saarbrücken. Die Dienstagnacht ist klirrend kalt. Vom Himmel fallen kleine Schneeflocken auf David Borens (36) und Farid Mirghawameddin (37). Viel wichtiger als der Schnee ist den beiden nebenberuflichen Filmvorführern im Kino Achteinhalb aber der Mond, der sich über dem Nauwieser Viertel kreisrund aufschwingt

Saarbrücken. Die Dienstagnacht ist klirrend kalt. Vom Himmel fallen kleine Schneeflocken auf David Borens (36) und Farid Mirghawameddin (37). Viel wichtiger als der Schnee ist den beiden nebenberuflichen Filmvorführern im Kino Achteinhalb aber der Mond, der sich über dem Nauwieser Viertel kreisrund aufschwingt. "Unsere Filme laufen immer nur bei Vollmond", erklären sie, "am Wochenende ab 23 Uhr, unter der Woche ab 22 Uhr."Seit genau einem Jahr zeigen sie spätnachts in ihrer "Vollmondfilmreihe" Grusel- und Horrorfilme aus allen Jahrzehnten. Der Vollmond wacht über das Gruselszenario im Kino. Auf dem Filmplan standen bereits bekannte Horrorfilme wie "A Nightmare on Elm Street", "Alien", aber auch kleinere Produktionen wie "Nekromantik" vom deutschen Regisseur Jörg Buttgereit. "Heute zeigen wir Andy Warhols 'Frankenstein'", sagt Borens, "der Film fängt recht lustig an, zieht aber gegen Ende an."

Seit sieben Jahren sind die Beiden befreundet. Schnell war die gemeinsame Leidenschaft für Horrorfilme entdeckt. Vor eineinhalb Jahren kam ihnen die Idee, eine Grusel- und Horrorfilmreihe zu initiieren. "Aber nicht nur, weil wir selbst Spaß daran haben, sondern weil wir finden, dass so etwas in Saarbrücken gefehlt hat", beschreibt Mirghawameddin.

In den letzten Jahren hat sich die Stadt verändert, sagen die Filmfans. "In Saarbrücken geht die Gegenkultur verloren. Es fehlt immer mehr das Ruppige und Sperrige", findet Borens. "Wir vermissen die Punk- und Undergroundszene. Alles ist glatter und abgeschmirgelter", ergänzt Mirghawameddin. Die Filmreihe ist ihr Beitrag für eine vielfältigere Stadt. Dass sie dabei kein Geld verdienen, stört sie nicht. Etwa 20 Gäste zählen sie durchschnittlich bei ihren Vorführungen. "Das reicht gerade so, um die Leihgebühr zu bezahlen."

Die Filme, die hier gezeigt werden, suchen die beiden Initiatoren nach ihrem Geschmack aus. "Manche Filme begleiten uns schon das halbe Leben." Trotzdem entdecken die Filmfreunde immer Neues. "Man kann 'Night of a Living Dead' von George Romero natürlich als dreckigen und schrottigen Zombiefilm gucken, der er auch ist", beschreibt Borens, "aber begreift man ihn im gesellschaftlichen Kontext wird klar, dass der Film auch das brutale Jahr 1968 widerspiegelt: Vietnamkrieg, Rassenunruhen, King und Kennedy wurden ermordet." Mirghawameddin ergänzt: "Einen Film, den man vielleicht nur im Fernsehen kennt, erlebt man im Kino auf der großer Leinwand und mit tollem Ton einfach auch intensiver".

Die gruselige Filmreihe zeigt am 8. März "28 Days Later". "An Karfreitag, 6. April, packen wir ,Der Exorzist' aus", sagt Borens lachend. Der Vollmond weist Ihnen den Weg.

"In Saarbrücken geht die Gegenkultur verloren. Es fehlt immer mehr das Ruppige und Sperrige"

Filmfan David Borens

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