Zivis hinterlassen große Lücken

Merzig-Wadern. Sie bringen Senioren Essen auf Rädern, betreuen Behinderte, pflegen Parks und Gärten oder erledigen Reparaturen: Zivildienstleistende engagieren sich auf vielfältige Weise für das Gemeinwesen und sind für viele Einrichtungen unverzichtbar. Doch schon bald wird es keine Zivis mehr geben. Da ab dem 1

 Egal ob in Krankenhäusern, Seniorenheimen oder Jugendzentren - Zivis waren vielerorts kaum wegzudenken. Foto: Iris Maurer

Egal ob in Krankenhäusern, Seniorenheimen oder Jugendzentren - Zivis waren vielerorts kaum wegzudenken. Foto: Iris Maurer

Merzig-Wadern. Sie bringen Senioren Essen auf Rädern, betreuen Behinderte, pflegen Parks und Gärten oder erledigen Reparaturen: Zivildienstleistende engagieren sich auf vielfältige Weise für das Gemeinwesen und sind für viele Einrichtungen unverzichtbar. Doch schon bald wird es keine Zivis mehr geben. Da ab dem 1. Juli dieses Jahres die Wehrpflicht ausgesetzt wird, endet auch der Wehrersatzdienst.

Ersatz ist schwierig

Die Folge: Viele soziale Einrichtungen, in denen Zivildienstleistende arbeiten, werden mit Personal- und Kostenproblemen zu kämpfen haben - auch im Kreis Merzig Wadern. "Das Ende des Zivildienstes trifft uns hart: Wir müssen elf Zivis ersetzen", sagt Wolfgang Hermann, Verwaltungsdirektor der Seniorenzentren der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Merzig, Weiskirchen und Beckingen. Den Verlust der Zivis will Hermann mit jungen Menschen kompensieren, die ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) oder ein bezahltes Praktikum machen möchten, sowie mit Bürgern, die sich für den von der Bundesregierung beschlossenen Freiwilligendienst melden. Ersatz für Zivis zu finden, sei mehr als schwierig: "Wir suchen händeringend nach Bewerbern", sagt Hermann. Vom Freiwilligendienst verspricht er sich nicht allzu viel. Bisher hat sich noch kein Freiwilliger gemeldet. "Das liegt auch daran, dass die Regierung noch keine konkreten Vorgaben für den Freiwilligendienst gemacht hat. Klare Richtlinien würden uns die Suche erleichtern." Wenn er nicht genügend FSJ-ler, Praktikanten und Freiwillige findet, wird Hermann wohl neues Personal einstellen müssen - was mit deutlich höheren Kosten verbunden wäre.

Für den Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist das Ende des Zivildienstes ebenfalls ein tiefer Einschnitt. 15 Zivildienstleistende waren bisher im Rettungsdienst im Einsatz, fünf im Behindertenfahrdienst. "Wir werden verstärkt auf FSJ-ler zurückgreifen, doch zu 100 Prozent kompensieren, werden wir die Zivis damit nicht können", sagt Kreisgeschäftsführer Michael Hoffmann. Um so viele FSJ-ler wie möglich zu gewinnen, hat das DRK seine Werbung für das freiwillige soziale Jahr intensiviert.

Auch die DRK-Klinik Mettlach wirbt verstärkt um FSJ-ler - und um Fachoberschüler, die ein Praktikum absolvieren müssen. Es gilt, den Weggang von fünf Zivis zu kompensieren. Bislang ist es noch nicht gelungen.

Keine Zukunfssorgen

Überhaupt keine Zukunftssorgen macht sich lediglich das Klinikum Merzig. Dort haben die Verantwortlichen schon früh für auf das freiwillige soziale Jahr gesetzt und werden das Auslaufen des Wehrersatzdienstes damit auffangen können. Allerdings hat das Klinikum bisher auch nur auf vier bis fünf Zivis zurückgegriffen.

Für Wolfgang Hermann von der Awo, der künftig auf elf Zivis verzichten muss, gestaltet sich die Lage deutlich schwieriger. Er kritisiert die Abschaffung des Zivildienstes und plädiert dafür, dass die Politik eventuell nötige Neueinstellungen bezuschusst - oder einen verpflichtenden Dienst sowohl für junge Männer als auch für Frauen einführt. "Der Zivildienst hat nicht nur uns entlastet und dem Gemeinwohl gedient, sondern auch viele junge Menschen persönlich bereichert und ihre Berufswahl beeinflusst", sagt Hermann und fügt hinzu: "Viele Zivis haben sich nach ihrem Dienst aus Überzeugung für einen sozialen Beruf entschieden. Hätten sie keinen Zivildienst machen 'müssen', hätten sie diesen Weg nicht eingeschlagen."

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